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Der Eine für den Anderen. Emmanuel Levinas’ Philosophie der Verantwortlichkeit

Hauptseminar 2-stdg. Dienstag 19–21 Uhr, Mittwoch 13–15 Uhr
Raum: Di - Seminarraum 1, Mi - Seminarraum 3
Termine: 14./15.10.2014, 28./29.10.2014, 11./12.11.2014, 18./19.11.2014, 25./26.11.2014, 9./10.12.2014 und 13.1.2015; ab 14.10.2014
BA: III/2
MAkons: III (RV, EG)
Mag: F2, F3, F7
ZEP: A

Thematik

Das Denken Emmanuel Levinas‘ stellt eine Provokation nicht bloß an die großen Systeme der Philosophiegeschichte, sondern für jeden heute Philosophie Treibenden dar. An seinem Beginn steht das Antlitz des anderen Menschen, von dem her mir eine unabwälzbare Verantwortung für sein Wohl aufscheint. Eine Philosophie, die der Einheit (transzendental oder metaphysisch) den Primat gibt, kann für Levinas nie der ethischen Situation gerecht werden, weil es in ihr nicht um die Selbstbehauptung des Einen geht, sondern im Gegenteil um einen Ausgang zum Anderen in seiner Anderheit, ohne sich diese je einverleiben zu können (denn es geht um den Dienst an seinem Dasein, das nicht das meine ist) und ohne eine Hoffnung auf Wiederkehr zu sich (kein intellektueller oder eschatologischer Lohn, der das Selbst in seinem Sich-Vergessen auf eine neue Selbstbereicherung hinwendet). Genauso wenig aber kann es um einen Verzicht auf jegliche Transzendenz gehen, denn im unbedingten Anspruch, Hüter meines Bruders zu sein, scheint die Unbedingtheit des Göttlich-Heiligen auf. Wie aber ist eine Philosophie möglich, die eine Transzendenz anzielt, die nicht alles in der Einheit des sich je und je behauptenden Seins versammelt? Levinas zielt auf eine Wirklichkeit „jenseits des Seins“.

Ziele

Das Seminar soll einen Einstieg in die Philosophie Levinas‘ ermöglichen. Dabei geht es 1) um ein Verständnis der Ethik als Pflicht, dem Anderen den Vortritt zu lassen („après vous“), 2) um das Primat der ethischen Optik vor jedem anderen Wirklichkeitszugang, 3) um die religionsphilosophischen bzw. meta-ontologischen Implikationen dessen, 4) um die kritische Frage der Konsistenz einer Philosophie „jenseits des Seins“.

Methode

Lektüre ausgewählter Texte, Interpretation, Diskussion.

Voraussetzungen

Vorbereitende Lektüre der jeweiligen Textabschnitte, aktive Mitarbeit in der Diskussion.

Qualifikation

Zum Scheinerwerb ist das Protokoll einer Seminarsitzung, sowie eine Seminararbeit im üblichen Umfang und gemäß der allgemeinen Bestimmungen der Hochschule anzufertigen.

Literatur

Lévinas, E.; Nemo, P. 2008 [1996]. Ethik und Unendliches. Gespräche mit Philippe Nemo. Wien. – Ein Interview-Bändchen, das einen guten Einstieg bietet. // Außerdem folgende Gesamtdarstellungen: // Krewani, W. N. 1992. Emmanuel Levinas. Denker des Anderen. Freiburg/München. // Strasser, S. 1978. "Jenseits von Sein und Zeit. Eine Einführung in Emmanuel Levinas' Philosophie. Den Haag. // Weitere Literatur im Seminar.