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E. Husserl: Modernität, Krise und die unausweichliche Wiederentdeckung der ursprünglichen Idee von Philosophie

Vorlesung 2-stdg. Dienstag, 10–12 Uhr
Raum: Seminarraum 1
Termine: ab 8. April 2014
MAkons: III (GN)
ZEP: A

Thematik

Vor allem in Zeiten der Verunsicherung über ihre Aufgaben und Möglichkeiten muß die Rationalität ihre Tradition durchmustern, um herauszufinden, wo sie vom Wege abgekommen sein könnte. In der Philosophie, als wissenschaftlicher Tätigkeit des Menschen, wodurch er zum ersten Mal zur Entdeckung der Vernunft gelangen konnte, nimmt das die Form des erneuten Studiums ihrer genetischen Entwicklung an, um die ursprüngliche Struktur der Rationalität wieder zu entdecken. Die Existenz des Menschen in der Moderne zeichnet sich aus durch eine innere Spaltung, in der sich die Spaltung der modernen Welt widerspiegelt: Auf der einen Seite steht die von wissenschaftlich-technischer Rationalität geprägte Welt effektiv organisierter Problembewältigung. Auf der anderen Seite steht die personal geprägte gewachsene Welt, die sich auf der Suche einer Sinnorientierung findet und einem anderen Ratio-nalitätstyp folgt als die Welt technisch effektiver Organisation. Da die Vermittlung dieser beiden Welten in der Moderne schwierig geworden ist, gleicht die Existenz des modernen Menschen der eines Pendlers zwischen zwei Welten. Husserls radikale Besinnung auf die Grundlage menschlicher Erfahrung sowie auf das Zustandekommen von Erkenntnis im Bewußtsein führt zu einer scharfen Kritik der modernen Wissenschaftsentwicklung und der mit einem allgemeinen Geschichtsverlust einhergehenden Vereinseitigung des Denkens. Das bedeutet aber auf keinen Fall eine Hinwendung zur Rationalitäts- und Wissenschaftsfeindlichkeit, sondern es ist im Gegenteil Ziel dieser Besinnung, Philosophie als strenge Wissenschaft zu begründen, was die Notwendigkeit bedingt, die Differenz zwischen objektivistischer Wissenschaft und Wissenschaftlichkeit überhaupt zu analysieren. Die Vorlesung setzt es sich zum Ziel, die positive Rolle der Vernunft herauszuarbeiten, die heutzutage durch die Kritik an die Moderne vielfach von den post-modernen Denkern in Frage gestellt wird. Vorbedingung dafür ist die Wiederentdeckung der ursprünglichen Idee von Philosophie. Die Idee von Philosophie zu bestimmen, war eines der Hauptanliegen, das Husserl in seiner Phänomenologie verfolgte. So stütze ich mich auf seine Analyse, wie er sie im 7. Band seiner Werke "Erste Philosophie" entwickelt hat. Aus der Basis der sich daraus ergebenden Konsequenzen soll die Frage nachgegangen werden, wie sich die Phänomenologie Husserls für eine positive Bewertung der Moderne fruchtbar machen läßt.

Literatur

E. Husserl, Erste Philosophie: Kritische Ideengeschichte.