19* | PD Dr. Mara-Daria Cojocaru

Emotionen in der Sozial- und Moralphilosophie

Proseminar 2-stdg. Freitag, 15–19 Uhr und Samstag, 9–13 Uhr
Raum: Seminarraum 4
Termine: 17.4. (15–18 Uhr) / 18.4. (10–13 Uhr), 5./6.6.2015 und 26./27.6.2015, ab 17.4.2015
BA: III/1
ZEP: A

Thematik

Die Rede von „emotionaler Intelligenz“, „emotionalem Wohlergehen“ oder auch vom „Zeitalter der Empathie“ bescheinigt: Emotionen sind gerade en vogue. Zwar tauchten die Phänomene, die man seit dem 19. Jahrhundert unter ‚Emotionen‘ subsumiert, immer schon als unterschiedlich willkommene Gäste in einer Vielzahl philosophischer Diskussionsrunden auf. Der Blick in die Philosophiegeschichte zeigt: Vom Hedonismus über (christliche) Tugendlehre und Sentimentalismus bis hin zum philosophischen Pragmatismus – regelmäßig finden wir Versuche, diesen Phänomenen einen adäquaten Platz im menschlichen Denken und Handeln zuzuweisen. Dies mag auch an dem unabweisbaren, aber notorisch unklaren Zusammenhang von Emotionen und Werten liegen. Doch erst in jüngerer Zeit werden erneut produktive Vorstöße und stärker systematisierte Debatten zu diesen Phänomenen in der Philosophie und in angrenzenden Disziplinen sichtbar.

In diesem Seminar soll es nun um die möglichen Rollen von Emotionen in der Sozial- und Moralphilosophie gehen. Dies nicht zuletzt, da wir in unserem Alltag einerseits damit vertraut sind, eine Reihe von Einstellungen, die wir im Bereich des Sozialen und der Moral für förderlich halten, mit denselben Ausdrücken wie eine Reihe von Emotionen zu bezeichnen – wie etwa ‚Liebe‘ oder ‚Mitgefühl‘. Andererseits wissen wir gut genug um die potentiell verheerende motivationale Wirkung von Emotionen.

Ziele

In einem ersten Schritt wollen wir uns mit der Ideengeschichte des Begriffs ‚Emotion‘ befassen und uns dabei für seine Kontingenz und vor allem für seine Pragmatik sensibilisieren. In einem zweiten Schritt wollen wir uns mit einem aktuellen Vorschlag, wie Emotionen zu verstehen sind, genau vertraut machen, ihn auf seine Stärken und Schwächen prüfen und insbesondere den vorgeschlagenen Zusammenhang zwischen Emotionen und Werten diskutieren. In einem dritten Schritt werden wir uns mit ausgewählten Beispielen befassen, indem wir aktuelle Forschungsbeiträge vor dem Hintergrund des Erarbeiteten analysieren und diskutieren (etwa zu Solidarität als sozialphilosophischer Ressource oder zu Wut und zum Verzeihen im Kontext von Politik und Strafverfolgung).

Methode

In diesem Pro-Seminar wird neben der inhaltlichen Diskussion ein besonderes Augenmerk darauf liegen, was und wie man im Philosophiestudium überhaupt lernt. Dazu sind geplant: eine Einführungssitzung zu Lektüre und Verfassen von philosophischen Texten, die Einübung in die Grundlagen wissenschaftlichen Arbeitens, sowie die Begegnung mit unterschiedlichen Leistungs- und Prüfungsformen. Die geblockte Veranstaltungsform erlaubt es uns, im ersten Teil (im April) anhand von kommentierenden Lektürereflexionen die Grundlagen philosophischer Textarbeit so zu erarbeiten, dass sie für den späteren Kursfortlauf eine gute Basis bilden. Eine Unterstützung dieser Arbeit durch Moodle ist geplant. Im Juni steht dann die ebenso konstruktive wie kritische gemeinsame Arbeit vor dem Hintergrund von Impulsreferaten im Vordergrund.

Voraussetzungen

Bereitschaft zur Lektüre englischer Texte.

Qualifikation

Um einen Proseminarschein zu erwerben, müssen folgende Leistungen erbracht werden:

* Lektürereflexion/Kommentar (5.000-7.000 Zeichen; wird gemeinsam verbessert, besprochen und nicht benotet) 

* Impulsreferat (inkl. Thesenpapier) und aktive mündliche Beteiligung

* Seminararbeit (16.800-24.000 Zeichen; Abgabe: 15. September 2015)

Literatur

Zur vorbereitenden Lektüre wird empfohlen (in Ergänzung zur Einführung in das wissenschaftliche Arbeiten Ihrer Tutoren, vgl. http://www.hfph.de/studium/studiengaenge/downloads/allgemeine-studieninformationen):

* Kap. 7 und 8 aus Werkzeuge des Philosophierens, v. Jan Pfister, Stuttgart: Reclam 2013.

Im ersten Block im April werden folgende Texte behandelt:

* „‚Emotion‘: The History of a Keyword in Crisis“, v. Thomas Dixon, in: Emotion Review 4:4 (Oct. 2012), 338-344.

* „In What Sense Are Emotions Evaluations?“, v. Julien A. Deonna u. Fabrice Teroni, in: Emotion and Value, hg. v. Sabine Roeser u. Cain Todd, Oxford: Oxford UP 2014, 15–31.

Die genannten Texte finden Sie als Kopiervorlage in einem Ordner in der Hochschulbibliothek. Die weitere Lektüre wird auf dem Seminarplan angegeben.

Achtung: Eine Bereitschaft zur Lektüre englischsprachiger Texte ist essentiell.