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Systemisch Führen. Grundlagen, Modelle und Anwendungen

Hauptseminar 2-stdg. jeweils 10–18 Uhr
Raum: Seminarraum 2
Termine: Freitag, 23.5. und Freitag/Samstag, 13./14.6.2014
MA-Ethik: IV
Mag: F10, F11
ZEP: C III

Thematik

"Wer rechnet schon mit Führung?" Das fragt sich nicht nur Dirk Baecker (2011, S. 257). Auch Führungskräfte tun es. Sie stellen sich die Frage, wenn sie aktiv in Führung gehen und Überraschung, Irritation, Erstarrung, Abgrenzung oder auch mal ahnungslose Gefolgschaft, Ja-Sagen und Nein-Machen ernten. Viele Berater und FührungstrainerInnen stellen sich die Frage auch. Dafür stehen Markt, Angebote und Nachfrage. Dass das Marktgeschehen ungebrochen mit Wachstumserwartungen verbunden werden kann, liegt wohl daran, dass Führung bei vielen auf der Rechnung steht. Andere wollen wohl eher mit ihr abrechnen. Dies ist die Konsequenz einer Doppelbödigkeit: In vielen Kontexten, z.B. in Unternehmen, wird u.a. von den MitarbeiterInnen mit Führung gerechnet. Sie erwarten Orientierung, Klarheit, Verbindlichkeit, Sinn, Perspektiven oder Ziele. Gleichzeitig wird aber auch damit gerechnet, dass das so dann doch nicht klappen kann. Zweifel machen sich breit, ob das, was Sinn machen würde, denn tatsächlich auch sinnvoll gelingen kann. Erwartungen, dass Führung stattfindet, sind verbunden mit einer Skepsis bezüglich ihres Gelingens. Irgendwie ist klar, dass es ohne Führung nicht geht (u.a. weil dies zur Grundausstattung organisationaler Abhängigkeitserfahrungen gehört), und gleichzeitig, dass das aber auch nicht wirklich gutgehen kann. Weil Führung auch mit Begrenzungen und Zumutungen verbunden wird. Erwartet wird, dass Führungskräfte Orientierung und Sicherheit geben, dass sie klären, wo es wie weiter lang geht. In dieser Erwartung schwingen gleichzeitig Zweifel mit, ob dies angemessen möglich sein wird. Und weil Führung von vielen derart beobachtet wird, gibt es auch immer viel abzurechnen mit ihr. Wer diese Doppelbödigkeit verleugnet, hat sich verrechnet. Der Boom von Beratung und Führungskräftetrainings ist der Jagd nach Antworten auf die Frage geschuldet: Wie kann Führung trotzdem gelingen? Wenn vieles dafür spricht, dass sie doch unmöglich ist. Die Geschichte ist also ziemlich sicher eine unendliche: Es geht immer weiter zwischen Notwendigkeit und Unmöglichkeit. In diesem Zwischenraum entsteht Führung immer wieder neu. Damit kann fest gerechnet werden. Die Verführung besteht darin, zu glauben, dass es einen Ausweg aus dem Zwischenraum gibt. Diesen vermitteln ja viele Angebote am Markt. Führung "konkret", "kompakt", "leicht gemacht", "erfolgreich", "emotional intelligent", "radikal", natürlich als "Coach", "wirkungsvoll" oder "souverän". Insofern spricht einiges dafür, dass Führung gesucht wird. Nicht nur bezogen auf die Kompetenzentwicklung, wofür ungezählte Marktangebote stehen. Auch in Organisationen wird Führung gesucht. Das heißt, es wird auf Führung hin beobachtet. Mit der geschilderten Doppelbödigkeit und Ambivalenz. Führung wird damit vorab schon eine notwendige unmögliche Möglichkeit. Sie eben daraufhin anzulegen, also auf eine notwendige unmögliche Möglichkeit, das wäre die Kunst jenseits der Verführung von Gelingen, Eindeutigkeit und Heilsversprechungen. Trotz aller anderen wohlklingenden Hochrechnungen. Im hier vorgeschlagenen Modell wird Führung innerhalb der in bestimmte Umweltbedingungen eingebetteten fünf Führungsdimensionen "pentagrammatisch" beschrieben, reflektiert und gestaltet. Im Führungsfünfeck steht jede der Seiten für eine der Dimensionen, auf die sich Führung beziehen kann. Damit sind die Handlungsfelder definiert, in denen Führung jeweils konkretisiert wird. Im Inneren des Führungs-Fünfecks werden diese durch fünf (gleichgroße) Dreiecke markiert, die das hinter der jeweiligen Dimension liegende "Territorium" des jeweiligen Führungsthemas abbilden. Führungsinterventionen im Fünfeck haben die Entwicklung der jeweiligen Dimension im Blick.

Ziele

Gemeinsam mit den Studierenden werden die Grundlagen, die Modelle, Methoden und Anwendungen des hier entwickelten systemischen Führungsverständnisses erarbeitet und diskutiert. Dabei werden auch praktische Anwendungen zugänglich gemacht.

Methode

Methodisch wird ein Wechsel von Impulsen, studentischen Beiträgen und praktischer Arbeit angeboten. – Geplante thematische Gliederung: 1) 25.04.2014: Überblick und Einführungen – 2) 23.05.2014: Grundlagen und Modelle systemischer Führung – 3) 13.06.2014: Methoden und Anwendungen systemischer Führung

Voraussetzungen

Lesen und Bearbeiten des Vorbereitungs- und Einführungstextes. Bereitschaft zu aktiver, kontinuierlicher Teilnahme.

Qualifikation

Für den Erwerb eines qualifizierten Scheins ist die regelmäßige Teilnahme an der Veranstaltung (höchstens ein Termin versäumt) sowie die aktive Mitarbeit eine Voraussetzung. Neben der Gestaltung einer Sequenz im Seminar ist als schriftliche Leistung für einen Hauptseminarschein eine Reflexion aus dem thematischen Kontext der Veranstaltung zu verfassen. Die Anforderungen und Thesen werden beim ersten Termin vereinbart. Ein Sitzschein (Teilnahmeschein) kann auf Anfrage nur nach regelmäßiger Teilnahme am Seminar (d.h. höchstens ein Termin versäumt) ausgestellt werden.

Literatur

In der Veranstaltung wird Bezug genommen auf den aktuell erschienenen Titel: Orthey, Frank Michael: Systemisch Führen. Grundlagen, Methoden, Werkzeuge. Schäffer-Poeschel, Stuttgart 2013. Vertiefend gilt die dort verwendete Literatur (abgedruckt am Ende des Einführungstextes).

Anmerkung der Hochschulleitung

Studierende, die verbindlich teilnehmen werden, schreiben bitte eine kurze Mail an Frank@Ortheys.de. Ab 5 TeilnehmerInnen (Voranmeldung) findet die Veranstaltung statt.