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Weiterbildung in Organisationen

Hauptseminar 2-stdg. Freitag, 14–18 Uhr, und Samstag, 9–13 Uhr
Raum: Seminarraum 2
Termine: 8./9.5.2015 und 12./13.6.2015; Vorbesprechung: Mittwoch, 15.4.2015, 17–20 Uhr, Seminarraum 3
Mag: F10, F11
ZEP: C

Thematik

Die Weiterbildung in Organisationen besitzt im Gegensatz zur Ausbildung kaum Tradition. Sieht man von den wandernden Handwerksgesellen im Mittelalter sowie von Initiativen einzelner Unternehmer ab, die es seit dem 18. Jahrhundert gab, gewann die Weiterbildung in Wirtschaftsorganisationen erst nach 1945 an Bedeutung. Ein wesentlicher Impuls ging hier von den USA aus.

Die Entwicklung verstärkte sich in den sechziger Jahren, wobei vor allem in Unternehmen mit zunehmender Betriebsgröße die Bereitschaft zur Weiterbildung der Beschäftigten wuchs. Inzwischen ist Weiterbildung zu einem wichtigen Thema in allen (gewinn- und nichtgewinnorientierten) Organisationen geworden. Wirtschaftsunternehmen sind dabei die wichtigsten Träger der beruflichen Weiterbildung. Inzwischen bieten alle Organisationen eine bunte Palette von Weiterbildungsveranstaltungen an, auf der alle Inhaltsbereiche beruflicher Arbeit, alle Anspruchsniveaus und eine Vielfalt von Angebotsformen vertreten sind. Die Weiterbildungsarbeit ist heute verstärkt in Konzepte der Personal- und Organisationsentwicklung eingebunden („Lernende Organisation“).

Aufgrund der Zieloffenheit der gesellschaftlichen Entwicklungsprozesse und der damit von den Organisationen wie den Beschäftigten geforderten hohen Flexibilität geht es jetzt vorrangig nicht mehr um Qualifizierung, sondern um individuelle Kompetenzentwicklung bei den Beschäftigten. Ziel ist nun die Vermittlung von Handlungskompetenz in fachlicher, sozialer und personaler Hinsicht, d. h. der Fähigkeit zum individuellen „Handelnkönnen“ in der Berufspraxis. Weiterbildung in Organisationen erfolgt vom Anspruch her subjektorientiert.

Allgemein werden unter organisationaler Weiterbildung solche Maßnahmen und Prozesse verstanden, die von einer Organisation in formalisierter Form intern durchgeführt oder extern veranlasst werden (formelle Weiterbildung) sowie neuerdings auch die sich im Arbeitsprozess vollziehenden Weiterbildungsprozesse (informelle Weiterbildung). Ziel der Organisation ist die Aktualisierung und Erweiterung der Qualifikationen und Kompetenzen bestimmter Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie deren berufliche Weiterentwicklung im Rahmen des Organisationsziels.

Weiterbildung in Organisationen meint also:

• den Ort sowie den Veranlasser der Weiterbildung: Organisation

• das besondere didaktische Prinzip: Organisationsbezug

• die Intention der Bildungsmaßnahme: Vermittlung von Qualifikationen und Kompetenzen zur Erreichung des Organisationsziels.

Der hohen Bedeutung, die heute die Weiterbildung für Beschäftigte, Organisationen und Gesellschaft hat, steht allerdings die weitgehende Intransparenz der internen Weiterbildungsarbeit gegenüber. Der gesetzliche „Freiraum“, den Organisationen in dieser Hinsicht haben, erschwert den Überblick bzw. den Vergleich entsprechender Aktivitäten.

Themen

• Szenario „Gesellschaftliche Veränderungsprozesse“

• Organisation und Struktur der beruflichen Weiterbildung in Deutschland

• Ziele, Funktionen und Struktur der Weiterbildung in Organisationen

• Weiterbildung in Organisationen als Personal- und Organisations-

Entwicklung

• Didaktik und Methodik der Weiterbildung

• Professionalisierung des Weiterbildungspersonals

Ziele

Ziel des Seminars ist es, den Bereich der Weiterbildung in Organisationen transparent zu machen. Es will

- einen Überblick über Struktur und Organisation geben, deren Entwicklung aufzeigen sowie einen Einblick in die praktische Weiterbildungsarbeit geben;

- die besonderen gesellschaftlichen Bedingungen, die das berufliche Weiterbildungssystem prägen, offenlegen und analysieren;

- die mit der Weiterbildung in Organisationen verbundenen Ziele und Interessen benennen;

- sich kritisch mit dem Kompetenzbegriff auseinandersetzen

- einen Ausblick auf die Entwicklung der organisationalen Weiterbildung vor dem Hintergrund der aktuellen gesellschaftlichen Entwicklung- und Veränderungsprozesse geben.

Methode

In methodischer Hinsicht wechseln sich Formen der Inhaltsvermittlung durch den Dozenten und der eigenverantwortlichen Selbsterarbeitung und Präsentation von Inhalten durch die Teilnehmenden ab. Um einen ganz konkreten Einblick in die Weiterbildungsarbeit einer Organisation zu erhalten, wird eine Exkursion bei dem Personal- und Organisationsreferat der Landeshauptstadt München durchgeführt. Das Referat hat 2013 den „Deutschen Bildungspreis“ für sein hervorragendes Bildungs- und Talentmanagement erhalten.

Im Seminar kann ein Schein erworben werden durch Referat und schriftliche Ausarbeitung oder durch eine Hausarbeit.

Literatur

Einführungsliteratur

Demary, V. u. a.: Berufliche Weiterbildung in Deutschland. Ein Vergleich von betrieblicher und individueller Perspektive. Institut der Deutschen Wirtschaft Köln Medien GmbH. Köln 2013

Dewe, B./Feistel, K.: Betriebliche Weiterbildung. Stuttgart 2013

Schiersmann, Chr.: Berufliche Weiterbildung. Wiesbaden 2007

Stender, J.: Betriebliches Weiterbildungsmanagement. Stuttgart 2009

Wittwer, W.: Kompetenzentwicklung - Individualisierung oder Normierung? Plädoyer für mehr Mut in der Personalentwicklung. In: Niedermair, G. (Hrsg.): Kompetenzen entwickeln, messen und bewerten. Linz 2012, S. 81 – 99

Wittwer, W.: Betriebliche Weiterbildung. In: Dietl, St./Schmidt, H./Weiß, R./Wittwer, W. (Hrsg.): Ausbilder Handbuch. 167. Erg.-Lieferung Köln 2015