Interview mit Ehrensenator Dr. Theo Waigel

Die Hochschule für Philosophie München (HfPh) hat Dr. Theo Waigel mit der erstmals verliehenen Würde eines Ehrensenators geehrt. Im Interview gibt Dr. Waigel Auskunft darüber, was ihm Philosophie, die Hochschule und diese Ehrung bedeuten.

Die Hochschule für Philosophie München (HfPh) hat Dr. Theo Waigel mit der erstmals verliehenen Würde eines Ehrensenators geehrt. Der Provinzial der Deutschen Provinz der Jesuiten, P. Johannes Siebner SJ, übergab als Vertreter des Großkanzlers die Urkunde zusammen mit einer silbernen Plakette im Rahmen der Akademischen Feier der Hochschule am 15. November 2018, dem UNESCO-Welttag der Philosophie. In diesem Interview gibt Dr. Waigel Auskunft darüber, was ihm Philosophie, die Hochschule und diese Ehrung bedeuten.

 

Herr Dr. Waigel, Sie sind als Erster mit der Ehrensenatorenwürde der Hochschule für Philosophie München ausgezeichnet worden. Was bedeutet Ihnen diese Ehrung?

Die Ehrensenatorenwürde der Hochschule für Philosophie bedeutet mir viel. Ich habe den Jesuiten in meinem Leben viel zu verdanken und bin ihnen als Schüler, als Student und später im Leben begegnet. Die katholische Soziallehre ist von niemanden stärker beeinflusst worden, als von den Jesuiten. Ich fand es mutig und großartig, dass die Hochschule für Philosophie in München entstand. Hier fühle ich mich eng verbunden. Der Weg in die Kaulbachstraße ist mir jedes Mal eine Freude.

 

Wo sehen Sie die Aufgabe für Philosophen in diesen unruhigen Zeiten? Sollten Sie noch stärker eine gesellschaftliche Rolle wahrnehmen?

In der Tat sollten Philosophen in diesen unruhigen Zeiten eine stärkere gesellschaftliche Rolle spielen. Diese volatilen und unruhigen Zeiten bedürfen der tieferen Erforschung und Betrachtung. Aufgabe der Philosophen könnte es sein, das Wichtige vom Unwichtigen zu trennen und auf grundlegende Werte der Demokratie hinzuweisen. In ähnlicher Form hat es 1949 Joseph Bernhart mit seiner Schrift getan: „Philosophische Aspekte der demokratischen Krise“. Für mich waren die Beiträge von Vittorio Hösle, Hans Joas, Robert Spaemann, Richard Heinzmann und eines philosophischen Theologen wie Eugen Biser auch im politischen Denken von größtem Wert.

 

Sie sind Ehrensenator einer Hochschule, deren Studierende „Denken lernen“ sollen, um „Orientierung geben“ zu können, wie es an einer Wand im Eingangsbereich steht. Was bedeuten für Sie Charakterbildung und Erziehung zu Verantwortung?

Charakterbildung und Erziehung zur Verantwortung sind das wichtigste Fundament von Gesellschaft und Staat. Wir tragen die Verantwortung für das Fortbestehen einer humanen, sozialen Gesellschaft. Gegen Hass und Ausgrenzung helfen nur Charakter und positives Beispiel. Darum habe ich mir den Satz zu meinem Leitmotto gemacht: „Non degenerabo“.