Indigene Pädagogik: Buchvorstellung über innovatives Konzept zur Verbesserung interkultureller Erziehung und Bildung

München, 17.02.2022. Am 22.02.2022 werden Stan Wilson, Opaskwayak Cree Ältester und emeritierter Professor sowie Mitbegründer des First Nations Graduate Education Program an der University of Alberta, Edmonton, Kanada und Prof. Dr. Barbara Schellhammer, Professorin für Intercultural Social Transformation und Leiterin des Zentrums für Globale Fragen (ZGF) an der Hochschule für Philosophie München (HFPH), ihr gemeinsames Buch „Indigegogy. An Invitation to Learning in a Relational Way” digital präsentieren. Der Begriff „Indigegogy“ beschreibt ein kultursensitives und integratives Konzept indigener Pädagogik.

Prof. Stan Wilson, Copyright: privat

Interkulturelle Beziehungen neu leben lernen

Stan Wilson und Barbara Schellhammer laden die Leser*innen ihres Buches dazu ein, sich mit einem bildungstheoretischen Modell auseinander zu setzen, das nicht nur für Pädagog*innen relevant ist. Ihr Erziehungsansatz lebt von kultursensiblen Lehr- und Lernkonzepten, indem er die Struktur zwischenmenschlicher Beziehungen in postkolonialen Kontexten kritisch hinterfragt. Der Begriff „Indigegogy“ stammt von Prof. Stan Wilson, dem Stammes-Ältesten des indigenen Volkes der Opaskwayak Cree Nation, Manitoba, Kanada. Seine persönlichen Lebenserfahrungen waren maßgebende Faktoren für die Entwicklung des Konzepts „Indigegogy“. Prof. Wilson selbst hatte in seiner Kindheit als Stammesmitglied eines indigenen Volkes in Kanada, ein pädagogisches System durchlaufen, das strategisch darauf ausgerichtet war, den „Indianer im Kind“ zu töten, um eine Anpassung an die weiße Mehrheitsbevölkerung zu erreichen. Eine Berücksichtigung und Würdigung des kulturellen Hintergrunds und Ursprungs eines jeden Menschen in der Pädagogik ist grundlegend für sinnvolles Lehren und Lernen – auch hierzulande.

 

Profitieren von der eignen Kultur und Sprache

„Die kulturelle Vielfalt in zwischenmenschlichen Beziehungen kann und soll im Bildungsverständnis ‚Indigegogy‘ von Beginn an als Chance wahrgenommen werden. Es gilt, den Einfluss des persönlichen kulturellen Hintergrunds nicht nur zu akzeptieren, sondern sinnstiftend darauf aufzubauen. Nur wenn die Menschen als Ganzes ernstgenommen werden, können sie für sich und die Gemeinschaft ihr volles Potenzial entfalten. Nur wenn wir offen dafür sind, kulturelle Unterschiede als gleichberechtigt anzuerkennen und sie in die Erziehung einfließen zu lassen, können wir zwischenmenschliche interkulturelle Beziehungen in Balance halten“, erklärt Prof. Dr. Barbara Schellhammer.

Neben der Berücksichtigung des indigenen Backgrounds lässt der Begriff „Indigegogy“ Freiraum für weitere Ergänzungen jeglichen kulturellen Einflusses. Der Ansatz bietet dadurch nicht nur Kanada mit seiner kolonialen Vergangenheit, sondern auch Ländern wie Deutschland, die herausgefordert sind, Bildungsprogramme für Menschen mit unterschiedlichem kulturellem Hintergrund anzubieten, eine sensible Alternative zu gängigen pädagogischen Konzepten.

 

„Indigegogy“ in der interkulturellen Philosophie

Im Feld der interkulturellen Philosophie findet der bildungsphilosophisch indigene Ansatz bereits würdigenden Zuspruch. Der deutsch-indische Philosoph Ram Adhar Mall, ein Gründungsmitglied der interkulturellen Philosophie, ordnet das Buch wie folgt ein:

„Es ist nicht nur ein zum Nachdenken anregendes Buch, sondern es verspricht auch, ein Leitfaden zu sein für jeden interkulturell orientierten Diskurs. Der hermeneutisch fundierte interkulturelle Ansatz ist heute von größter Bedeutung, weil er von dem gegenseitigen Wunsch geleitet ist, den anderen zu verstehen und vom anderen verstanden zu werden. ‚Indigegogy‘ ist eine angewandte interkulturelle, philosophische Orientierung, die dringend einer Anwendung vom Kindergarten bis zu den Universitäten und anderen höheren Bildungssystemen bedarf.“

 

Weiterführende Informationen:

Die Buchvorstellung wird am 22.02.2022, um 18:00 Uhr via Zoom übertragen.
Zugangslink zur Veranstaltung nach Anmeldung.
Anmeldungen zur Teilnahme bis einschließlich 21.02.2022 bitte an zgf@hfph.de
Die Veranstaltung wird auf Englisch stattfinden.

 

Link zur Veranstaltung: www.hfph.de/indigegogy
Link zum Buch auf die Homepage des wbg-Verlags: https://www.wbg-wissenverbindet.de/shop/41859/indigegogy
Webseite von Prof. Dr. Barbara Schellhammer: www.hfph.de/schellhammer
Pressefoto von Dr. Barbara Schellhammer: www.hfph.de/pressefoto-schellhammer
Pressefoto von Prof. em. Dr. Stan Wilson: www.hfph.de/pressefoto-wilson

 

Denken lernen an der HFPH

An der Hochschule für Philosophie München (HFPH) stellen sich Lehrende und Studierende seit mehr als 95 Jahren gemeinsam den Herausforderungen von Gegenwart und Zukunft. Das Studienangebot der vom Jesuitenorden getragenen und staatlich anerkannten Hochschule umfasst Philosophie-Studiengänge mit den Abschlüssen Bachelor, Master und Promotion ebenso wie berufsbegleitende Weiterbildungsstudiengänge mit Zertifikat oder Master-Abschluss. In zentraler Lage finden Studierende hervorragende Studienbedingungen mit modernen Hörsälen und Seminarräumen und einem sehr günstigen Betreuungsverhältnis vor.

 

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