Katholische Hochschulen eröffnen „Zentrum für Ethik der Medien und der digitalen Gesellschaft“

Mit einer Auftaktveranstaltung des „Zentrums für Ethik der Medien und der digitalen Gesellschaft (zem::dg)“ an der Hochschule für Philosophie München (HfPh) haben am Mittwoch zugleich die Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt, die Katholische Stiftungsfachhochschule München und die HfPh eine Partnerschaft begonnen, bei der sie in Forschung und Lehre zu Fragestellungen aus Ethik, Kultur und Bildung kooperieren werden.

Eichstätt/München, 1. Dezember 2016 (upd) – Mit einer Auftaktveranstaltung des „Zentrums für Ethik der Medien und der digitalen Gesellschaft (zem::dg)“ an der Hochschule für Philosophie München (HfPh) haben am Mittwoch zugleich die Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt, die Katholische Stiftungsfachhochschule München und die HfPh eine Partnerschaft begonnen, bei der sie in Forschung und Lehre zu Fragestellungen aus Ethik, Kultur und Bildung kooperieren werden. „Hier vernetzen sich drei potente akademische Einrichtungen, mit denen wir in der Hochschullandschaft ein Zeichen setzen können“, sagte der Vorsitzende der Freisinger Bischofskonferenz, Reinhard Kardinal Marx. Er freue sich, dass diese Kooperation aus den Hochschulen heraus erwachsen sei. KSFH-Präsident Prof. Dr. Hermann Sollfrank und KU-Präsidentin Prof. Dr. Gabriele Gien betonten, dass die drei Hochschulen mit ihrer Expertise aktiv eine besondere gesellschaftliche Verantwortung wahrnehmen wollen – getragen von einem gemeinsamen Willen und „vielen Gemeinsamkeiten trotz eigener Profile“. „Wir bündeln unsere spezifischen Kompetenzen, um einen Mehrwert zu leisten“, so HfPh-Präsident Prof. Dr. Dr. Johannes Wallacher. Das „zem::dg“ als erster Schritt der Zusammenarbeit wird von Prof. Dr. Klaus-Dieter Altmeppen (Lehrstuhl für Journalistik II an der KU) und Prof. Dr. Alexander Filipovic (Lehrstuhl für Medienethik an der HfPh) geleitet. „Das Zentrum will nicht nur die publizistische Verantwortung angesichts der Digitalisierung im Medienbereich thematisieren, sondern auch die Frage, welche Bedeutung dieser Wandel für die Gesellschaft hat“, so KU-Präsidentin Gien.

Auf dem Podium der Veranstaltung äußerte sich Kardinal Marx im Gespräch mit Dr. Stefan Leifert (ZDF-Korrespondent im Studio Brüssel und Absolvent der HfPh) zu den Herausforderungen und Chancen der Digitalisierung für die Kirche. Er sei anfangs optimistisch gewesen, dass es Gutes bewirkt, wenn jeder mit jedem kommunizieren könne. „Die Faszination wird aber von der Realität getrübt, denn die einzelnen Communities beschäftigen sich insbesondere viel mit sich selbst“, so Marx. Deshalb könnten auch im kirchlichen Bereich Medien nicht die Gemeinschaft ersetzen. Man brauche verantwortliche, gut informierte Bürger, sonst könne die Gesellschaft nicht funktionieren. Die Haltung eines christlichen Ethos für Journalisten zeige sich zum einen darin, dass man alles tue, um die Sichtweise des anderen zu ergründen, und grundsätzlich davon ausgehe, dass der Mensch fähig zum Guten sei.

Bei der anschließenden Expertenrunde zur „Verantwortung des Journalismus in der neuen Medienordnung“ diskutierten Dr. Claudia Nothelle (Programmdirektorin beim Rundfunk Berlin Brandenburg), Prof. Dr. Heribert Prantl (Ressortleiter Innenpolitik bei der Süddeutschen Zeitung), BR-Intendant Ulrich Wilhelm sowie die beiden Leiter des zem::dg. „Journalisten, die Angst vor Umbrüchen haben, sind am falschen Ort“, so Heribert Prantl. Er könne das „Klagegerede“ nicht hören, dass es dem Journalismus schon besser gegangen sei. Dem Journalismus stünden große Zeiten bevor, um im Wirrwarr des Internets Wegweiser aufzustellen. Dem widersprach Medienethiker Filipovic: „Die Tendenz, keinen Grund zur Klage zu sehen, erstaunt mich zum Beispiel angesichts der Bestimmung von Journalismus durch PR-Arbeit.“ 40 Prozent der Bevölkerung hielten den polemischen Vorwurf der „Lügenpresse“ für zutreffend und für möglich, dass Journalisten gezielt und gelenkt falsche Information verbreiteten. Journalismus befinde sich in einer Blase und unterhalte sich derzeit mit sich selbst, so Filipovic. Hinzu komme, dass Leitmedien mit qualitativem Journalismus deutlich weniger Menschen erreichten als regionale Medien, welche aus wirtschaftlichen Gründen kaum Gelegenheit zur Recherche hätten, ergänzte der Kommunikationswissenschaftler Altmeppen.

Doch wo lässt sich angesichts neuer digitaler Kanäle, über die potenziell jeder senden kann, die Grenze zwischen Journalismus und Nicht-Journalismus ziehen? „Wir haben einen gesamtgesellschaftlichen Funktionsauftrag“, so Claudia Nothelle. Heribert Prantl hingegen würde auch Blogger, die qualitätsvoll arbeiten, willkommen heißen: „Journalismus ist keine Angelegenheit des mittelalterlichen Zunftwesens.“ Professor Altmeppen argumentierte, dass Vertrauen in Medien an bestimmte Kriterien gebunden sei, die damit ausgehebelt würden, wenn jeder Journalist sein könne. Zu qualitativem Journalismus gehöre ein Bewusstsein von Verantwortung.

 

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