Das Gelingen der künstlichen Natürlichkeit

Sammelband „Das Gelingen der künstlichen Natürlichkeit. Mensch-Sein an den Grenzen des Lebens mit disruptiven Biotechnologien“ (2021)

Mit disruptiven Biotechnologien rückt der Band Technologien in den Blick, die bisher nicht gekannte Formen menschlichen Lebens eröffnen.

Aus den Perspektiven der Philosophie, der Medizin, der Medizinethik, den Pflege- und Politikwissenschaften fragt er auf drei Ebenen nach der Vermittlung menschlichen Lebens durch neuartige Biotechnologien. In seinem ersten Teil rückt der Band die menschliche Existenz am Lebensanfang, am Lebensende und in Krisensituationen in den Fokus und fragt nach neuartigen Formen der Therapie und Pflege mit disruptiven Pränatal-, Gero- und Neurotechnologien. In seinem zweiten Teil beschäftigt sich der Band mit der Nutzung von Biotechnologien nicht mehr zu Zwecken der Therapie, sondern der Züchtung und des Enhancements. In seinem dritten Teil setzt er sich schließlich mit trans- und posthumanistischen Utopien auseinander, die das Bestreben eint, nicht nur in das Leben von gesunden Menschen, sondern in die Evolution einzugreifen.

In meinem eigenen Beitrag „Ethisch-anthropologische Weichenstellungen bei der Entwicklung von tiefer Hirnstimulation mit ‚Closed Loop‘“ beschäftige ich mich aus der Perspektive einer phänomenologischen Anthropologie mit neuartigen Modelle der Tiefen Hirnstimulation, die mit einem geschlossenen Regelkreis funktionieren sollen und gegenwärtig entwickelt werden. Mit meinen Überlegungen will ich einen philosophischen Beitrag zu einer Entwicklung von solchen Systemen leisten, in denen das ‚closed loop‘ Verfahren zur Unterstützung der Nutzer:innen genutzt wird und sich in kein Instrument ihrer naturalistierenden Determinierung verkehrt. Dafür leuchte ich die grundlegenden Optionen zur Ausgestaltung dieser Systeme in Bezug auf ihre anthropologischen und ethischen Voraussetzungen und Implikationen für das Leben ihrer Nutzer:innen aus.