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Sprachtheorie und Semiotik bei Augustinus

Hauptseminar 2-stdg. Donnerstag, 17–19 Uhr
Raum: Seminarraum 4
Termine: ab 10. April 2014
BA: III/2
MAkons: III (GN, RV)
Mag: F1, F6, F8

Thematik

"Was meinst du, wollen wir bewirken, wenn wir sprechen?" Mit dieser Frage beginnt Augustinus seinen um das Jahr 388 verfassten (fiktiven) Dialog "De magistro", der in vielerlei Hinsicht als philosophiehistorischer Meilenstein gilt. Denn erstmals werden Sprachtheorie und Zeichenlehre, Semantik und Semiologie zu einer Einheit verbunden. Als erster macht Augustinus auch auf den Zusammenhang von Zeichen, Bezeichnetem und Betrachter (sog. semiologisches Dreieck) aufmerksam. Ferner stößt er der Sache nach auf die Unterschiede von Objekt- und Metasprache, sowie auf die Differenz von Extension und Intension. Bereits zwei Jahre zuvor formulierte er in dem Fragment "De dialectica" eine neuartige Definition des Zeichens und reflektierte über die verschiedenen Wirkungsweisen des Wortes. In "De doctrina christiana" (396) entwickelt er erstmals einen allgemeinen Zeichenbegriff, der natürliche und konventionelle Zeichen umfasst. Seine in unsystematischer Weise vorgetragenen Gedanken werfen aber auch Fragen auf. Kennt er den Begriff der Bedeutung? Sind alle Wörter Zeichen? Wie ist der überraschende Schlussteil von "De magistro" zu bewerten? Zu fragen ist ferner, ob sich die in verschiedenen Werken gemachten Aussagen überhaupt zu einer schlüssigen Einheit zusammenfügen lassen.

Ziele

Kenntnis der wichtigsten Texte der augustinischen Sprach- und Zeichentheorie; Fähigkeit, diese Theorie in Beziehung zu anderen Aspekten seines Denkens zu bringen; Prüfung der Kohärenz und einer möglichen Entwicklung von Augustins Aussagen; Fähigkeit zur kritischen Analyse einer Theorie; Herstellen von Beziehungen zur modernen Sprachphilosophie; Diskussion ausgewählter Fragen der Forschungsliteratur

Methode

Gemeinsame Textlektüre; Referate; Nachvollzug der Hauptaussagen der Texte; Diskussion

Voraussetzungen

Bereitschaft, ein Referat und/oder ein Protokoll zu übernehmen und sich an der Diskussion zu beteiligen

Qualifikation

Übernahme eines Referates; Verfassen einer Seminar-Arbeit

Zielgruppe

Studierende im Bachelor-, Master- und Promotionsstudium, Studierende der Zusatzstudien

Literatur

Primärtexte: Augustinus: De dialectica (dt. Übersetzung), in: Hans Ruef: Augustin über Semiotik und Sprache, Bern 1981. – Augustinus: De magistro. Über den Lehrer (lat./dt.), Stuttgart 2010 (1998). – Sekundärliteratur (Auswahl): Burkhard Mojsisch: Augustin, in: Tilman Borsche (Hg.): Klassiker der Sprachphilosophie, München 1996, 63–76. – M. F. Burnyeat, Wittgenstein and Augustine De magistro, in: The Augustinian Tradition (Hg. G.B. Matthews), Berkeley 1999, 286–303. – Klaus Kahnert: Entmachtung der Zeichen? Augustin über Sprache. Amsterdam/Philadelphia 1999. – Matthias Trautmann: Zeichensprache. Zeigen als Symbol der Lehr-Lern-Situation bei Augustinus, Opladen 2000.