33 | Prof. Dr. Dr. Johannes Wallacher

Ethik der Nachhaltigkeit

Hauptseminar 2-stdg. Donnerstag, 13–15 Uhr
Raum: Seminarraum 3
Termine: ab 16.4.2015
BA: III/2, WP/5-NEU (ALT: WP/6), WP/7-NEU (ALT: WP/5)
MAkons: III (EG)
Mag: F3, F11
ZEP: A

Lukas Köhler

Thematik

Das Prinzip der Nachhaltigkeit, das ursprünglich aus der Forstwirtschaft stammt, ist seit dem Abschlussbericht über „Unsere Gemeinsame Zukunft“ der UN-Kommission für Umwelt und Entwicklung von 1987 und der darauffolgenden UN-Konferenz für Umwelt und Entwicklung von 1992 in aller Munde. Als nachhaltig (sustainable) gilt danach „eine Entwicklung, die den Bedürfnissen der heutigen Generation entspricht, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen“.

Die „steile Karriere“, die dieser Begriff seit dem gemacht hat, hat allerdings auch seine unübersehbaren Schattenseiten. Einzelne Menschen und kollektive Akteure bekennen sich zwar meist vollmundig zu Zukunftssicherung und Umweltschutz, das faktische Verhalten weicht jedoch allzu oft davon ab. Zudem ist das Konzept der Nachhaltigkeit nur recht vage definiert und die damit verbundenen normativen Ansprüche sind sehr unscharf. Dies trägt mit dazu bei, dass die Nachhaltigkeit je nach Konkretisierung für ganz unterschiedliche Interessen herangezogen werden kann. Faktisch wird dieser Begriff in ganz verschiedenen Kontexten verwendet. So ist seine Verwendung heute im Bereich der intergenerationellen Gerechtigkeit so interessant wie im Bereich der Politik oder der Wirtschaft. Jede dieser Konzeptionen beruht auf bestimmten Wertprämissen und bezieht sich zumindest implizit auch auf eine ethische Begründung. Für eine Ethik der Nachhaltigkeit erwächst daraus die Herausforderung, diese Voraussetzungen offen zu legen und kritisch zu reflektieren.

Ziele

Ziel dieses Seminars ist es, die vielfältigen ethischen Fragen zu erörtern, die sich im Kontext der Nachhaltigkeit stellen. Damit wird zum einen in eine interdisziplinäre Vorgehensweise eingeführt, zum anderen wird ein Zugang zu unterschiedlichen umweltethischen Positionen eröffnet.

Methode

Gemeinsame Erarbeitung und Diskussion der Texte mit thesenartigen Inputs einzelner Teilnehmer und Teilnehmerinnen. Zur Vorbereitung werden Texte mit einigen Leitfragen verteilt, welche die Teilnehmenden gründlich vorbereiten.

Voraussetzungen

Sorgfältige Vorbereitung der Textgrundlagen anhand von Leitfragen mit Kommentierung im Forum des Seminars. Bereitschaft zur Erarbeitung von begründeten Thesen. Präsenzpflicht.

Qualifikation

Schriftliche Arbeit

Literatur

Altner, Günter/Michelsen, Gerd (Hrsg.), Ethik und Nachhaltigkeit, Frankfurt/M. 2007.

Birnbacher, Dieter/Brudermüller, Gerd (Hrsg.), Zukunftsverantwortung und Generationensolidarität, Würzburg 2001.

Bobbert, Monika u.a. (Hrsg.), Umwelt-Ethik-Recht, Tübingen/Basel 2003.

Diefenbacher, Hans: Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit: zum Verhältnis von Ethik und Ökonomie, Darmstadt 2001.

Ekardt, Felix: Das Prinzip Nachhaltigkeit. Generationengerechtigkeit und globale Gerechtigkeit, München 2005.

Gethmann, Carl Friedrich (Hrsg.), Langzeitverantwortung Ethik, Technik, Ökologie, Darmstadt 2008.

Grober, Ulrich, Die Entdeckung der Nachhaltigkeit: Kulturgeschichte eines Begriffs, München 2010.

Hauff, Volker (Hg.): Unsere gemeinsame Zukunft. Der Brundtland-Bericht der Welt-kommission für Um¬welt und Entwicklung, Greven 1987.

Ott, Konrad & Gorke, M (Hrsg.): Spektrum der Umweltethik, Marburg 2000.

Pearce, David W./Turner, Kerry R.: Economics of Natural Resources and the Environment, New York 1990.

Radkau, Joachim, Die Ära der Ökologie, Eine Weltgeschichte, München 2011.

Vogt, Markus, Prinzip Nachhaltigkeit: Ein Entwurf aus theologisch-ethischer Perspektive, München 2009.