Ethik der Digitalisierung
MA-IB: III(IE,PB),
V
Master Ethik: III(WIR,MED),
V
BA: III/2,
WP Medien
MAkons: III(EG)
Thematik
Die digitale Transformation unserer Weltgesellschaft erzeugt normative Orientierungen, die einer kritischen ethischen Prüfung bedürfen. Technologische Fortschrittsperspektiven und unternehmerische Profiterwartungen verstärken den digitalen Transformationsdruck und generieren normative Orientierungen im Sinne von: >Alles ist gut und gerechtfertigt, was dem technologischen Fortschritt und wirtschaftlichen Wachstum dient<. Angesichts dieser Dominanz einer zweckrationalen Orientierungsperspektive wird im Seminar untersucht, ob und wie eine normativ ethische Reflexion der Digitalisierung mit welchen prozeduralen und inhaltlichen Konsequenzen möglich ist.
Themenfelder: Verantwortungsvolle KI, Technologiefolgenabschätzung und Risikomündigkeit, Differenzierung digitalethischer Verantwortungsebenen, Digitalethische Morphologie und Verantwortungsmatrix, Paradigmen der Digitalphilosophie, Trans- und Posthumanismus, Algorithmische Fairness, Ethische Programmierung von intelligenten künstlichen Agenten, Moralbasierte Steuerung von (teil-)autonomen Robotern, Normative Orientierung für Roboter mit geringer Autonomie, Konkretisierung und Programmierung digitalethischer Normen, Ethische Top-down und moralische Bottom-up Perspektive, Digitalethische Moralstrategien für Programmierer, Produzenten und User.
Ziele
Die Studierenden sollen befähigt werden, ethische Problemstellungen der Informatik und KI, theoretische Lösungsansätze und Anwendungsbereiche der Digitalethik kritisch zu reflektieren und begründet dazu Stellung zu nehmen. Lernziele des präzisen Analysierens, schlüssigen Argumentierens und ethisch reflektierten Handelns im Digitalzeitalter. Gewinnung philosophischer Urteilskraft und moralischer Motivation zur ethischen Ausgestaltung des digitalen Transformationsprozesses der Weltgesellschaft
Methode
Aktives Lesen digitalethischer Texte, selbstständiges Aneignen der Gedanken und Intentionen des Autors, Klärung der Fragestellungen, Argumente und Weltsichten. Close Reading (Satz für Satz-Lesetechnik), sowie Lektüre entlang von Leitfragen zur Rekonstruktion von Argumentationsschemata. Produktionsorientierung im Umgang mit Texten durch Einübung unterschiedlicher Schreibstile und Textformate. Digitalethische Texte als Schreibanstöße für inhaltliche Zusammenfassung, Analyse und Kommentierung, Formulierung von Gegenpositionen, Verfassen eigenständiger Primärtexte. Methodenmix aus Fallanalyse, Textorientierung und freiem halbstrukturiertem Unterrichtsgespräch, selbstständige Argumentationsbeiträge der Studierenden, Sokratische Gesprächsführung, Streitgespräche, z. B. zwischen Aristoteliker, Diskursethiker, Kantianer und Utilitaristen. An der Seminardiskussion beteiligen sich alle Teilnehmer/innen, um Informationen und Fakten zu sammeln sowie Argumente und Stellungnahmen zu formulieren. In der argumentativen Auseinandersetzung sollen aus der Theoriediskussion Rückschlüsse für eine ethisch reflektierte und regulierte digitale Transformationspraxis gezogen werden.
Voraussetzungen
Interesse an KI, Ethik, Natur- und Technikphilosophie, Theorie des Geistes und Sprachphilosophie
Qualifikation
Durchgängige Teilnahme, regelmäßige Textlektüre, proaktive Diskursbereitschaft, Übernahme von Kurzreferaten und Protokollen, Verfassen einer Seminararbeit
Zielgruppe
Philosophen, Informatiker, Ökonomen, Theologen, Politikwissenschaftler, Journalisten
Literatur
Coeckelbergh, Mark: AI Ethics, Cambridge, MA 2020
Misselhorn, Catrin: Grundfragen der Maschinenethik, 3.Auflage, Stuttgart 2018
Rusche, Thomas: Normative Orientierungen im Digitalzeitalter, http://dokumentix.ub.uni-siegen.de/opus/volltexte/2019/1427/
Rusche, Thomas: Ethik der Robotik, http://dokumentix.ub.uni-siegen.de/opus/volltexte/2018/1382/
Für die einzelnen Sitzungen finden sich detaillierte Lektürehinweise bei Moodle