203 | Dr. phil. habil. Renate Syed

Ethik im Hinduismus: Mensch, Tier, (Um-)Welt

Vorlesung 2-stdg.
Raum: XX
Termine: Dienstags 14:15 - 15:45 Uhr

MA-IB: III(SC,PB,IE)
Master Ethik: III(EID)
BA: WP Globalisierung, WP Interkulturalität
MAkons: III(RV,EG)

Thematik

Die Vorlesung möchte die Ethik des Hinduismus, den „Dharma“, in seiner Geschichte und Gestalt vorstellen.

Das hinduistische Ethik-Konzept ist metaphysisch mit den Vorstellungen der Wiedergeburt und der Tatvergeltung (Karman) verknüpft. Als höchste Form der Ethik galt (und gilt) Ahimsa, die Gewaltlosigkeit in Gedanken, Worten und Werken; auch die Behandlung von Tieren und ihr Schutz ist in diese Ethik einbezogen; hieraus entstand der Vegetarismus.

VORLESUNGSPLAN

► Erste Vorlesung: Einführung. Der Begriff der Ethik, ŗta und dharma, im hinduistischen Denken: Geschichte, Gestalt und Besonderheiten.

► Zweite Vorlesung: Der dharma, „Ethik, Pflicht, Recht“, als Prinzip der kosmischen Ordnung: Chaos und Ordnung in Welt, Gesellschaft und Mensch; die Verbindung von dharma und karman; die Dharmaśāstras (altindische Rechtstexte).

► Dritte Vorlesung: Der dharma als individuell-kontextuelles Gesetz für den Menschen: Wer muss/soll/darf was wann wie und warum tun? Welche Konsequenzen hat menschliches Handeln weltlich und metaphysisch?

► Vierte Vorlesung: Der dharma als Prinzip der Gesellschaftsordnung: dharma und Kaste, jeder/jede hat seinen/ihren Platz, aber: Ist das gerecht? Die Kastenordnung heute; das Ideal der Indischen Verfassung und die Lebenswirklichkeit.

► Fünfte Vorlesung: Gesinnungsethik und Verantwortungsethik: Die Bhagavadgītā und ihre Pflichtenlehre: Ethisch Handeln, ohne auf das Ergebnis zu achten.

► Sechste Vorlesung: Tierethik 1: Das Tier als karmisches Wesen und Mitgeschöpf; was unterscheidet Mensch und Tier? Darf sich der Mensch des Tieres „bemächtigen“?

► Siebente Vorlesung: Tierethik 2: Tier und Mensch: Nähe und Distanz; unantastbare Tiere (Kuh) und unberührbare Tiere (Hund); der „Rattentempel von Deshnoke“.

► Achte Vorlesung: Die Ethik der Gewaltlosigkeit: ahiňsā paramo dharma und „neminem laede“. Ideal und Wirklichkeit Neunte Vorlesung: Rigorose Ethik. Die Jainas, oder: Wie weit ist Gewaltlosigkeit im Alltag möglich? Was ist „Pflanzenethik“ im indischen Denken?

► Zehnte Vorlesung: Ethik und Selbstbezogenheit: Was geht den Menschen die Welt an? Der dharma und die Umwelt: Ist die Welt zu retten? Worum soll man sich bemühen?

►Elfte Vorlesung: Ethik und Gewaltfreiheit im politischen Kontext: M. K. Gandhi und die hinduistische Ethik in der heutigen indischen Gesellschaft.

► Zwölfte Vorlesung: Wie sollen wir leben? Die hinduistische Ethik und ihre mögliche Relevanz für Nicht-Hindus: Können wir gewaltfrei leben? Wie können wir Tieren und Pflanzen begegnen? Können wir das angeblich „Hässliche“ (Spinnen, Kakerlaken, Schlangen) und „Schädliche“(Schnecken, Unkraut, Brennnesseln) neu wahrnehmen lernen?

Ziele

■ Was macht das indische Dharma-Konzept aus?

■ Inwieweit ist es von europäischen Vorstellungen verschieden, worin gleicht es diesen?

■ Erstreckt sich die ethische Verantwortung neben den Tieren auch auf die Natur und die Umwelt?

Literatur

Unter „Ankündigungen“ finden Sie einen Text, der das Dharma-Konzept vorstellt.