416 | Prof. Dr. Michael Reder

Erziehung zur Mündigkeit? Kant, Adorno, Arendt: Eine philosophische Anfrage in bildungspolitischer und globaler Perspektive

Hauptseminar 2-stdg.
Raum: Seminarraum 3
Termine: Dienstag 16-18 Uhr, ab 17.10.17

MA-IB: III(VV,IE,PB), V
Master Ethik: V
BA: WP Bildung (auslaufend), III/2, WP Globalisierung (auslaufend)
MAkons: III(EG)

Thematik

„Mündigkeit“ gilt seit Kants berühmter Aufklärungsschrift als Leitwert westlicher Bildung, wurde aber erst seit der Nachkriegszeit vor allem durch Hannah Arendt und Theodor W. Adorno zur globalen Maßgabe politischer Bildung und gelingender Demokratie in der westlichen Welt. Ziel sei „die Überwindung des autoritären Charakters“ und eine Erziehung zu politischer „Widerstands- und Erfahrungsfähigkeit“ (Adorno), positiv formuliert: eine Bildung zu „Klugheit und Urteilskraft“ (Arendt) von Anfang an. Was philosophisch genau damit gemeint sei, und welch (bildungs-)politischer Voraussetzungen es bedarf, damit „mündige“ Teilhabe und Partizipation faktisch möglich und nicht nur verbal zu fordern sind, steht ebenso in Frage, wie die Sehnsucht nach autoritären Strukturen und eher zunehmende Bereitschaft zur „Unmündigkeit“ bis heute. Dies soll im Seminar diskutiert werden anhand klassischer Texte und maßgeblicher Autoren in Bezug auf aktuelle Entwicklungen.

Ziele

Zu klären, wie Bildung, Politik und (gelebte) Moral sich strukturell bedingen; was „(Un-)Mündigkeit“ als Begriff und als Phänomen genauer bedeutet; welche Kriterien zu formulieren und zu begründen sind für eine „Erziehung zur Mündigkeit“ – und inwiefern dies auch mit Erwachsenen möglich ist.

Methode

Lektüreseminar. Vorbereitung der Texte wird vorausgesetzt. Kurze Inputreferate und Diskussion im Plenum.

Literatur

● I. Kant, „Was ist Aufklärung? Ausgewählte kleine Schriften“ (1999).

● H. Arendt, „Eichmann in Jerusalem: Ein Bericht von der Banalität des Bösen“ (2011).

● H. Arendt, „Vita activa“ (2007).

● H. Arendt, „Das Urteilen“ (2012) .

● Th. W. Adorno, „Erziehung zur Mündigkeit“ (1971) .

● R. Jaeggie, „Entfremdung“ (2016).

● S. Benhabib, „Das Selbst im Kontext“ (1996).

● A. Sen, „Idee der Gerechtigkeit“ (2016) u.a.