Sterben und gelingendes Sterben aus der Sicht der Philosophischen Anthropologie und der Medizinethik
MA-IB: V
Master Ethik: III(MEZ),
V
BA: III/2
MAkons: III(EG)
Thematik
Im Mittelpunkt des Seminars steht die Frage nach dem Gelingen menschlichen Sterbens, die in der zeitgenössischen philosophischen Diskussion weitestgehend vernachlässigt worden ist. Auf diese normative Frage ethischer Provenienz schlägt die Komplexität des Lebensaktes menschlichen Sterbens durch. Das menschliche Sterben vollzieht sich in den unterschiedlichen – körperlich-organischen, leiblichen und geistigen – Formen menschlichen Lebens. In ihm verschränken sich der organische Verfall, das leibliche Erleben des bevorstehenden Todes, die seelischen Erfahrungen des Zum-Abschied-vom-Leben-aufgefordert-seins, intersubjektiv geteilte Praktiken des Abschiednehmens und soziokulturelle und religiöse Vorstellungen von Sterben und Tod. Zugleich ist das individuelle Sterben auf unterschiedliche Weise in das zwischenmenschliche Miteinander eingelassen. Gegenwärtig finden die Akte des Sterbens unterstützt von Angehörigen und professionellen Sterbebegleitern (Ärzten, Pflegenden und Seelsorgern) statt und sind in den Rahmen eines staatlich organisierten, rechtlich kodifizierten und gesellschaftlich finanzierten Gesundheitssystems eingebunden. Außerdem ist die im Ansatz tugendethische Frage nach dem gelingenden Sterben unlösbar verbunden mit normativen Fragen moralischer Art nach den Handlungsweisen, die in diesem spezifischen Bereich des menschlichen Lebens erlaubt, geboten oder verboten sind. Deshalb stellen sich in diesem Zusammenhang zwangsläufig auch moralphilosophische Fragen wie die nach der Legitimität des Freitods und des assistierten Suizids.
Ziele
16.10.2017
Einführung
I. Die ethische Diskussion über das Gelingen menschlichen Sterbens
23.10.2017
Gelingendes Sterben als authentisches Sterben des eigenen Todes
Textgrundlage: Peter Bieri, "Sterben, Sterben lassen, Dem Leben ein Ende setzen", in: Ders., Eine Art zu leben, München 2013, 346-370.
30.10.2017
Keine Sitzung!
6.11.2017
Die Frage, ob der Tod ein Übel ist
Textgrundlage: Thomas Nagel, "Der Tod", in: Ders., Letzte Fragen, Hamburg 2012, 17-28.
13.11.2017
Mystik als Haltung, die das Sterben gelingen lässt
Textgrundlage: Ernst Tugendhat, Über den Tod, Frankfurt am Main 2006.
20.11.2017
Der Sinn menschlichen Lebens angesichts der Zerstörung alle Bedeutungszusammenhänge durch den Tod
Textgrundlage: Robert Spaemann, "Tod und Futurum exactum", in: Ders., Personen. Versuche über den Unterschied zwischen ‚etwas‘ und ‚jemand‘, Stuttgart 1996, 123-133.
27.11.2017
Versöhnung mit dem Ungelebten als Haltung, die das Leben im Sterben gelingen lässt
Textgrundlage: Thomas Fuchs, "Das ungelebte Leben", in: Wolfgang U. Eckart & Michael Anderheiden (Hg.), Handbuch Sterben und Menschenwürde, Berlin/Boston 2012, 495 – 510.
II. Die moralphilosophische Diskussion über die Sterbehilfe und den assistierten Suizid
04.12.2017
Die Entwicklung der aktuellen Debatte über die Sterbehilfe
Textgrundlage: Robert Spaemann & Gerrit Hohendorf & Fuat S. Oduncu, Vom guten Sterben. Warum es keinen assistierten Tod geben darf, Freiburg 2015, Kap. 2, 25-58.
11.12.2017
3 Beiträge zur Frage der Legitimität der Sterbehilfe
(1) Der Auftrag des medizinischen Sterbebeistands aus ethischer Sicht
Textgrundlage: Eberhard Schockenhoff, "Aus Mitleid töten? Der Auftrag des medizinischen Sterbebeistands aus ethischer Sicht", in: Kirche und Gesellschaft, Nr. 283, Mönchengladbach 2001, 3-16.
(2) Die Vernünftigkeit des Tabus der aktiven Sterbehilfe
Textgrundlage: Robert Spaemann, "Die Vernünfigkeit eines Tabus", in: Robert Spaemann & Bernd Wannenwetsch, Guter schneller Tod? Von der Kunst menschenwürdig zu sterben, Basel 2013, Kap. 1, 9-40.
(3) Die Legitimität der Sterbehilfe
Textgrundlage: Norbert Hoerster, "Zur Legitimität der Sterbehilfe", in: Information Philosophie, 2009/2, 7-13.
18.12.2017
Die Erfahrungen mit aktiver Sterbehilfe, Suizidbeihilfe und Sterbehilfeorganisationen im Ländervergleich (Niederlanden, Belgien, Schweiz, USA und Deutschland)
Textgrundlage: Robert Spaemann & Gerrit Hohendorf & Fuat S. Oduncu, Vom guten Sterben. Warum es keinen assistierten Tod geben darf, Freiburg 2015, Kap. 3, 59-82.
08.01.2018
Sterbehilfe aus der Sicht der Palliativmedizin und der Medizinethik
Textgrundlage: Robert Spaemann & Gerrit Hohendorf & Fuat S. Oduncu, Vom guten Sterben. Warum es keinen assistierten Tod geben darf, Freiburg 2015, Kap. 4 & 6 , 83-91 & 130-141.
15.01.2018
Sterbehilfe aus der Sicht der Psychiatrie
Textgrundlage: Robert Spaemann & Gerrit Hohendorf & Fuat S. Oduncu, Vom guten Sterben. Warum es keinen assistierten Tod geben darf, Freiburg 2015, Kap. 5, 92-129.
22.01.2018
Was spricht gegen den assistierten Tod?
Textgrundlage: Robert Spaemann & Gerrit Hohendorf & Fuat S. Oduncu, Vom guten Sterben. Warum es keinen assistierten Tod geben darf, Freiburg 2015, Kap. 7 & 8, 142-168.
Methode
Kurze Referate und Diskussion
Voraussetzungen
Bereitschaft zur kontinuierlichen Mitarbeit und zur Übernahme eines Referats!
Qualifikation
Schriftliche Hausarbeit
Zielgruppe
Alle, die ein philosophisches Interesse an den anthropologisch-ethischen Fragen haben, die im Seminar behandelt werden.
Literatur
Die Texte, die im Seminar behandelt werden (s. Ziele), stehen im E-Learning-Bereich (Moodle) der Hochschule (forum.hfph.de) für die Seminarteilnehmer ab sofort zum Download zur Verfügung. Das Einschreibepasswort kann bei den Seminarleitern erfragt werden.