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430 | Prof. Dr. Patrick Zoll SJ

Warum es Tische und Katzen wirklich gibt, aber keine Tischatzen. Daniel Z. Kormans Verteidigung eines Alltagsrealismus

Hauptseminar 2-stdg.
Raum: Hörsaal
Termine: Dienstag 16-18 Uhr, ab 17.10.17

MA-IB: V
Master Ethik: V
BA: III/2

Thematik

In unserem alltäglichen Leben gehen wir davon aus, dass für uns sichtbare Objekte so sind, wie wir sie wahrnehmen. Es gibt Katzen, Bäume, Tische und Tassen. Und wenn die Katze auf den Tisch springt, entsteht kein neues Objekt, keine „Tischatze“. Es gibt alltägliche Objekte wie Tische und Katzen, aber keine außergewöhnlichen Objekte wie Tischatzen. Obwohl es vielleicht überraschen mag, das Festhalten an einem solchen Alltagsrealismus ist in der analytischen Philosophie heftig umstritten und wird von zwei Seiten attackiert. Universalisten argumentieren auf der einen Seite, dass es keinen ontologisch bedeutsamen Unterschied zwischen gewöhnlichen und außergewöhnlichen Objekten gibt und diese Einteilung letztlich willkürlich ist. Warum sollen eine Katze und ein Tisch kein neues Objekt bilden können, wenn etwa ein Berg im Wasser eine Insel oder verschiedene Planeten ein Sonnensystem bilden können? Gemäß Universalisten gibt es weit mehr Objekte als der Alltagsrealismus annimmt, weil sich immer ein neues Objekt bildet, sobald mindestens zwei Objekte aufeinandertreffen. Auf der anderen Seite attackieren Eliminativisten einen Alltagsrealismus mit dem Argument, dass es alltäglichen Objekte wie Tische, Tassen oder Fernseher nicht wirklich gibt, weil es nur mereologisch einfache Objekte gibt und sich – evtl. mit der Ausnahme von organischen Objekten wie Tieren und Menschen – keine neuen Objekte bilden, wenn diese aufeinandertreffen. Es existieren somit nur einfache Mikroobjekte, die manchmal „tischartig“ arrangiert sind und manchmal eben „tassenartig“. Gemäß Eliminativisten gibt es also weit weniger Objekte als der Alltagsrealismus annimmt, weil es sich so gut wie niemals ein neues Objekt bildet, wenn Mikroobjekte sich begegnen. In diesem Seminar werden wir uns anhand von Daniel Z. Kormans jüngst erschienener Verteidigung einer alltagsrealistischen Position mit eliminativistischen und universalistischen Positionen und ihren Argumenten auseinandersetzen und diskutieren, ob Kormans Argumentation gegen diese zu überzeugen vermag.

Ziele

Das Seminar verfolgt zwei Ziele: Erstens sollen die TeilnehmerInnen zur Analyse und Kritik der wichtigsten Argumente befähigt werden, die für und gegen einen Alltagsrealismus sprechen. Zweitens die Fähigkeit erworben werden, das erworbene Wissen anzuwenden, um eine eigene Position in der Debatte zu begründen und gegen Einwände zu verteidigen.

Methode

Die Auswahl und die Abfolge der Texte ist so konzipiert, dass die persönliche Lektüre und die gemeinsame Diskussion der Texte in den einzelnen Sitzungen die TeilnehmerInnen dazu befähigen, die Lernziele zu erreichen. Methodisch werden die Sitzungen so aufgebaut sein, dass es zunächst ein kurzes einführendes Referat durch einen Teilnehmer oder eine Teilnehmerin gibt und die Gruppe sich dann (je nach Größe) im Plenum oder in Kleingruppen der Rekonstruktion und Diskussion der Thesen und Argumente widmet und einübt, wie eine eigene Position begründet und gegen Einwände verteidigt werden kann. Mittels einer Seminararbeit kann abschließend der eigene Lernfortschritt überprüft werden.

Voraussetzungen

1) Fähigkeit, akademische englische Texte zu lesen 2) Es wird die frühzeitige Anschaffung des Buches David Z. Korman, Objects empfohlen 3) Die Literatur für die Referate wird über Moodle zur Verfügung gestellt

Qualifikation

Ein Seminarschein kann erworben werden, wenn zwei Leistungen erbracht worden sind: 1) Kurzreferat mit Anfertigung eines Handouts (max. 2 Din A4 Seiten) 2) Anfertigung einer Seminararbeit (28.800 – 43.200 Zeichen; inkl. Leerzeichen)

Literatur

Korman, David Z., Objects – Nothing Out of the Ordinary. Oxford: Oxford University Press, 2017.