08*

Abstraktion und Idealisierung. Zur Rolle von Modellen in den Wissenschaften

Hauptseminar 2-stdg. Dienstag, 12.4.2016, 15–17 Uhr (Vorbesprechung), Dienstag, 26.4.(10 Uhr) bis Donnerstag, 28.4.(17.30 Uhr)
Raum: Seminarraum 5
Termine: 12.4.2016, 15–17 Uhr (Vorbesprechung), 26.4.2016-28.4.2016
BA: III/2, WP/7
MAkons: III (GN)
MA-Ethik: III
MA-IB: IV

ACHTUNG: das ist ein HAUPTSEMINAR (nicht: Vorlesung)

Thematik

Die modernen Naturwissenschaften haben in den letzten hundert Jahren enorme Erfolge verbuchen können. Wissenschaftsphilosophisch kommen dabei Fragen in den Blick, welche die Bedingungen für ein erfolgreiches wissenschaftliches Vorgehen betreffen: Welche Methoden garantieren den großen Erfolg der Naturwissenschaften? Welche Mittel werden eingesetzt, um die konkreten empirischen Phänomene wissenschaftlich beschreibbar zu machen? Unter welchen Bedingungen können Naturgesetze abgeleitet werden?

In der Wissenschaftstheorie gerät die Verwendung von Modellen immer mehr in den Fokus, da die Anwendung von abstrakten Theorien auf konkrete Phänomene in der wissenschaftlichen Praxis mit Modellen verbunden ist. Wie man auch immer das Verhältnis von Modell und Theorie genauer bestimmen mag, einig sind sich die Modelltheoretiker jedenfalls darin, dass das Modell näher an der Wirklichkeit ist als die Theorie, die in diesem Sinne im Abstraktionsprozess auf einer abstrakteren Stufe steht. Zahlreiche Fallstudien haben belegt, dass Modelle nicht nur heuristischen Wert haben, sondern dass ihnen eine notwendige erkenntnistheoretische Funktion zukommt. Dies bedeutet aber, dass für naturwissenschaftliche Beschreibung die Struktur des Modells eine wichtige Rolle spielt, denn von der Struktur des Modells hängt ab, was und in welcher Art und Weise etwas von der empirischen Welt in der naturwissenschaftlichen Perspektive erfasst wird. Unter einem Modell versteht man eine Interpretation eines empirischen Phänomens, das den intellektuellen Zugang zu diesem Phänomen z.B. durch Analogisieren, Idealisierung und Vereinfachung erleichtert. Gerade im Kontext der Eruierung von Naturgesetzen hat sich die Modelltheorie als besonders fruchtbar erwiesen, da in ihr die idealisierenden Bedingungen der Experimentalsituation bedacht werden können.

Interessant dabei ist, dass wissenschaftliche Modelle immer idealisierende und abstrahierende Zusatzannehmen verwenden und dass in manchen Wissenschaftszweigen auch einander widersprechende Modelle erfolgreich eingesetzt werden.

Ziele

Die modelltheoretische Analyse trägt also dazu bei, die Herangehensweise der empirischen Wissenschaften besser zu verstehen und so auch den Status der naturwissenschaftlichen Vorgehensweise angemessener einschätzen zu können.

Methode

Im Seminar sollen zentrale Texte der aktuellen Modelltheorie gelesen werden.

Literatur

• Bailer-Jones, D. M. (2002): „Naturwissenschatliche Modelle: VonEpistemologie zu Ontologie“, in: A. Beckermann und C. Nimtz (Hrsg.), Argument und Analyse – Sektionsvorträge, GAP4 e-Proceedings;

http://www.gap-im-netz.de/gap4Konf/Proceedings4/Proc.htm, Paderborn.

• Bailer-Jones, D. (2009): Scientific Models in Philosophy of Science, Pittsburgh.

• Cartwright, N. (1983): How the Laws of Physics Lie, Oxford.

• Cartwright, N. (1999): The Dappled World: A Study of the Boundaries of Science, Cambridge.

• Hüttemann, A. (1997): Idealisierungen und das Ziel der Physik. Eine Untersuchung zum Realismus, Empirismus und Konstruktivismus in der Wissenschaftstheorie, Berlin.

• Morgan, M., / Morrison M. (Hrsg.) (1999): Models as Mediators, Cambridge.