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Augustinus über den freien Willen

Proseminar 2-stdg. Mittwoch, 17–19 Uhr
Raum: Seminarraum 2
Termine: ab 14.10.2015
BA: III/1
ZEP: A

Thematik

Aurelius Augustinus, 354-430, wird gelegentlich als Erfinder des modernen Willensbegriffs bezeichnet. Ob das zutrifft oder nicht – mit seiner Schrift über den freien Willen ("De libero arbitrio", abgeschlossen 395) stellt er sich einer zentralen Frage menschlichen Nachdenkens: Woher kommt das Böse? Und dann des näheren: Warum entscheidet ein Mensch sich dazu, etwas Schlechtes zu tun? Bin ich in meiner Entscheidung frei, oder stehe ich unter einer höheren Notwendigkeit? Und sofern ich frei bin: Ist ein freier Wille, wenn er zum Bösen gebraucht werden kann, überhaupt etwas Gutes? Welche Verantwortung trägt Gott? Als glaubender und als nachdenkender Mensch geht Augustinus diesem Fragekomplex nach und berührt dabei auch andere Themenstellungen: das Gute und das wahre Glück, die Beziehung zwischen positivem und natürlichem Recht, Tugend und Laster, die Fähigkeit (oder Unfähigkeit?), das erkannte Gute auch zu tun, und vieles mehr. Christliche Überzeugungen und das Erbe der antiken Philosophie fließen zusammen in dieser Frage nach dem freien Willen, die seither ein Dauerbrenner des Denkens geblieben ist.

Ziele

Das Seminar soll anhand des gewählten Themas in die Arbeitsweise, Methoden und akademischen Standards der Philosophie einführen und vor allem darin einüben, die Argumente eines Textes sauber herauszuarbeiten und zu beurteilen.

Methode

Jeder Sitzung liegt ein ausgewählter Textabschnitt von "De libero arbitrio" zugrunde, den alle Teilnehmer vorbereitet haben. Unter Umständen führt ein Kurzreferat in die Thematik ein, bevor sie gemeinsam erarbeitet und in der Diskussion vertieft wird.

Voraussetzungen

Kenntnisse der lateinischen Sprache sind durchaus hilfreich, doch arbeiten wir im wesentlichen mit der deutschen Übersetzung von "De libero arbitrio".

Qualifikation

Für den Erwerb eines Proseminarscheins ist, neben der regelmäßigen Teilnahme an den Sitzungen, die Übernahme eines Kurzreferats (10 Minuten) mit einem Handout (1 Seite) sowie die Anfertigung einer Proseminararbeit erforderlich.

Zielgruppe

Studierende des ersten und zweiten Semesters.

Literatur

Die Primärtexte, die während der Seminarsitzungen bearbeitet werden, stellt der Dozent rechtzeitig über "Moodle" als Datei zur Verfügung. Als einführende Literatur zum Autor und zum Werk De libero arbitrio kann dienlich sein: • Augustin-Handbuch / Volker Henning DRECOLL (Hrsg.). Tübingen: Mohr Siebeck, 2007. • CATAPANO, Giovanni: Agostino. Roma: Carocci, 2010. • HARRISON, Simon: Augustine’s way into the will: the theological and philosophical significance of “De libero arbitrio”. Oxford [u.a.]: Oxford Univ. Press, 2006. • RANNIKKO, Esa: Liberum arbitrium and necessitas: a philosophical inquiry into Augustine’s conception of the will. Helsinki : Luther-Agricola-Society, 1997. • VERGELY, Bertrand: Saint Augustin ou La découverte de l'homme intérieur. Toulouse: Milan, 2005.