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Being No One Else? Zum Verhältnis von Subjektivität und Person

Hauptseminar 2-stdg. Dienstag, 14–16 Uhr
Raum: Hörsaal
Termine: ab 14.4.2015
BA: III/2
MAkons: III (GN)
Mag: F6, F7, F8
ZEP: A

Ludwig Gierstl M.A.

Thematik

Die synchronen und diachronen Identitätsbedingungen von Personen zählen zu den komplexen und tiefgreifenden Fragestellungen der Philosophie im Allgemeinen – im Besonderen in Metaphysik und Ontologie. Dies hängt sicher mit der Tatsache zusammen, dass diese Fragestellungen unser Selbstverständnis als Akteure in ethischen, kulturellen und gesellschaftlichen Kontexten ganz unmittelbar betreffen. So stellte die Gesellschaft für analytische Philosophie im vergangenen Jahre in ihren Essay-Wettbewerb für Nachwuchswissenschaftler unter das Thema, ob es möglich ist, eine andere Person zu sein.

Diese Fragen nach den synchronen und diachronen Identitätsbedingungen von Personen wiederum sind aufs Engste mit unserem Verständnis der Architektur des menschlichen Geistes und im Besonderen mit unserem Verständnis des Phänomens der Subjektivität verbunden. Vor dem Hintergrund der verschiedenen Spielarten des Physikalismus, die in den vergangenen die analytische Philosophie des Geistes wesentlich beeinflussten, wurde jedoch dieser Tatsache eine vergleichsweise marginale Rolle zugesprochen.

Im Licht der Wiederentdeckung phänomenologischer Methode durch einige analytische Philosophen, wie Barry Dainton (Liverpool) oder Galen Strawson (Austin, TX) hat sich dieses Bild jedoch grundlegend gewandelt. Strawson geht sogar in seinem „Selves. An Essay in Revisionary Metaphysics“ soweit direkt von der phänomenologischen Analyse auf die ontologische Verfasstheit menschlicher Subjekte zu schließen.

Im vorliegenden Seminar wollen wir uns mit dieser spannenden Entwicklung auseinandersetzen und die Frage stellen, inwiefern analytische Ontologie des Geistes und moderne Phänomenologie philosophisch als „perfect match“ aufgefasst werden können. Dazu wird mit Danz Zahavis (Kopenhagen) „Subjectivity and Selfhood“ ein mittlerweile kanonischer Text der Debatte im Zentrum stehen.

Ziele

Am Ende des Kurses sollten die Studenten in der Lage sein selbstständig und kritisch zu den zentralen des Verhältnisses von Subjektivität und Person in der analytischen Philosophie des Geistes und personaler Identität Stellung zu nehmen. Dazu zählen Fragen wie etwa:

  • Welche Rückschlüsse lassen phänomenologische Analysen auf die Architektur des menschlichen Geistes zu?
  • In welchem Maße sind Personen durch ihre Subjektivität gekennzeichnet?
  • Ist es möglich eine andere Person zu sein?

Methode

Das Seminar ist als Lektüre- und Diskussionsseminar konzipiert. Zum Gelingen ist es deshalb unumgänglich, dass alle Teilnehmer die Originaltexte genau studieren. Die Texte liegen zu großen Teilen ausschließlich auf Englisch vor.

Voraussetzungen

Englischkenntnisse, da die grundlegenden Texte des Seminars auf Englisch verfasst sind.

Qualifikation

Jeder Teilnehmer des Seminars übernimmt einmal die Einführung in den zu lesenden Text mittels eines Referats: Dabei ist es wichtig, dass diese Einführungen nicht den gelesenen Text wiedergeben sollen. Vielmehr sollen die zentralen Begriffe herausgearbeitet und kritisch eingeordnet werden. Die Referate sollten Diskussionsimpulse sein und deswegen 20min nicht übersteigen.

Nach Abschluss des Seminars verfassen die Teilnehmer eine Seminararbeit nach den üblichen Gepflogenheiten der Hochschule für Philosophie.

Literatur

Metzinger, Thomas: Précis. Being No One. in: Psyche 11.5 (2005), 1-35.

Metzinger, Thomas: The No-Self Alternative. in: Gallagher, Shaun (ed.): The Oxford Handbook of the Self. Oxford: Oxford University Press 2011, 279-296.

Zahavi, Dan: Being Someone. in: Psyche 11.5 (2005), 1-20.

Zahavi, Dan: Subjectivity and Selfhood. Investigating the First-Person PerspectiveThe MIT Press: Cambridge, MA 2005.



Als einführende Literatur, die nicht im Seminar besprochen wird, wird empfohlen:

Brüntrup, Godehard: Das Leib-Seele-Problem. Eine EinführungKohlhammer Verlag: Stuttgart 2008 (und neuere Auflagen).