Einführung in Hegels Phänomenologie des Geistes

Das Seminar widmet sich Hegels Verständnis von „Geist“, wie er es in seinem Hauptwerk "Die Phänomenologie des Geistes" offenlegt. Der Begriff "Geist" verweist dabei nicht auf ein gottgleiches Wesen, das hinter dem Horizont der Welt die Strippen der Weltgeschichte zieht. "Geist" steht für die Bewegung des Denkens, das über Jahrhunderte zwischen Gegensätzen vermittelt. Welche Gegensätzen? Die klassischen: zwischen Subjekt und Objekt, Materie und Geist, Wahrheit und Schein, Wissen und Nichtwissen. "Geist" ist für Hegel ein Grenzgänger zwischen Extremen, die derselbe Geist eröffnet und überwindet. Unsere Lektüre setzt sich dabei von einem weit verbreiteten Hegel-Verständnis ab, dem zufolge der Autor der Phänomenologie aufgrund seiner Rede von Geist als Einheitskonzept zu einem vor-Kantischen Metaphysiker deklariert wird. Die "Phänomenologie des Geistes" offenbart jedoch, dass Hegel nicht nur Kants Ontologie radikalisiert, sondern auch den von Karl Marx verkündeten Anspruch, die Metaphysik des Idealismus gemäß dem historischen Materialismus "vom Kopf auf die Füße" zu stellen, sehr viel radikaler denkt als Marx selbst dazu im Stande war. Geist begegnet uns bei Hegel nicht nur in Gedanken, Theorien und Büchern, sondern auch in Praktiken, kollektiven Denkstrukturen, Normen und sozialen Institutionen.

Zum Scheinerwerb ist neben der Übernahme eines Impulsreferats eine Seminararbeit im üblichen Umfang und gemäß der allgemeinen Bestimmungen der Hochschule anzufertigen.

Ich empfehle die Meiner-Ausgabe der "Phänomenologie des Geistes". Die Suhrkamp-Ausgabe kann aber auch verwendet werden. Zur Vorbereitung: Sehr zu empfehlen ist: Thomas Sören Hoffmann, Hegel. Eine Propädeutik (Wiesbaden: Marix Verlag 2004). Gut sind auch: Stephen Houlgate, An Introduction to Hegel: Freedom Truth and History (Malden: Blackwell 2005), Ludwig Siep, Der Weg der Phänomenologie des Geistes. Ein einführender Kommentar. Suhrkamp: Frankfurt/M 2000, Charles Taylor, Hegel (Frankfurt a.M.: Suhrkamp 1975)