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Verstehender Zugang zur interkulturellen Bildung: Hermeneutik und Sinnorientierung

Hauptseminar 2-stdg. Donnerstag, 18–20 Uhr
Raum: Seminarraum 1
Termine: ab 20.10.2016

BA:: III/2, WP Bildung
MA-Ethik:: V
MA-IB:: III (IE, VV, PB-T)

Thematik

Vor jeder pädagogischen Praxis und Organisation muss 'interkulturelle Bildung' philosophisch begründet werden. Denn 'Bildung' wird von der Idee der Verwirklichung eines Menschenbildes getragen, das beispielsweise die zu Verantwortung fähige und bereite Person zum Inhalt hat. Sofern Bildung sich interkulturell öffnen soll, ist die Frage nach dem Fremden zu beantworten. Das Fremde aber erschließt sich erst dann angemessen, wenn es von seiner Sinnhaftigkeit her begriffen wird.

Wenn also etwa Menschenbild, Personsein, Verantwortung, das Fremde und Sinnhaftes thematisiert werden sollen, dann bedarf dies eines philosophischen, insbesondere verstehenden Zugangs. Denn eine Erziehungswissenschaft oder eine Theorie der Erwachsenenbildung mit ausschließlich sozialwissenschaftlicher oder empirischer Orientierung würde dem nicht gerecht werden. Hermeneutik als die Theorie des Verstehens und der Interpretation bietet sich als adäquate Zugangsweise an. Gadamers philosophische Hermeneutik versteht den Vorgang des Verstehens und Auslegens als ein Gespräch. Dies kommt einer Auseinandersetzung mit dem Interkulturellen entgegen.

Das Seminar wird den Schwerpunkt auf eine Einführung in die Hermeneutik legen, um die Voraussetzungen für die Beschäftigung mit einer philosophisch begründeten interkulturellen Bildung zu schaffen. Neben den wesentlichen Elementen und Vorgängen hermeneutischen Verstehens und Auslegens sollen einige wichtige Theorien der Hermeneutik vorgestellt werden. Im Hinblick auf die Frage nach Interkulturalität und interkultureller Bildung wird das Verstehen des Fremden zur Sprache kommen. Basierend auf diesen Voraussetzungen wird das Seminar unter anderem die Frage erörtern, inwieweit Bildung, die interkulturell sein will, einem deutsch geprägten Bildungsbegriff folgen kann.

Ziele

Ziele des Seminars "Verstehender Zugang zur interkulturellen Bildung: Hermeneutik und Sinn-Orientierung"


Kenntnis der hermeneutischen Grundbegriffe und einiger hermeneutischer Theorien;

Sensibilisierung für Sinnhaftes und für den Vorgang des Sinn-Verstehens;

Erkennen der Sinn-Implikationen des Fremden, des Bildungsprozesses und einer interkulturellen Bildung.

Methode

Methoden des Seminars "Verstehender Zugang zur interkulturellen Bildung: Hermeneutik und Sinn-Orientierung":


Vortrag

Grafiken

Referate der Studierenden

Diskussionen

Gruppenarbeit

praktische Übungen (Übersetzen, Textinterpretation)

Lektüre ausgewählter Texte

Wiederholungen und Zusammenfassungen

AKTIVE MITARBEIT


Den Seminarplan erhalten Sie in der ersten Sitzung.

Literatur

PD Dr. Helmut Danner

Verstehender Zugang zur interkulturellen Bildung: Hermeneutik und Sinnorientierung

HfPh, Wintersemester 2016/17


Literatur


Bollnow, O.F. (1982): Studien zur Hermeneutik. Band I: Zur Philosophie der Geistes­wissenschaften. Freiburg/München: Alber.

Bollnow, O.F. (1940/1982): „Was heißt einen Schriftsteller besser verstehen, als er sich selbst verstanden hat?“; in: O.F. Bollnow: Studien zur Hermeneutik. Band I. S. 48-72.

Bredella, L. (1993): Ist das Verstehen fremder Kulturen wünschenswert?; in: L. Bredel­la/ H. Christ (Hg.): Zugänge zum Fremden. Gießen: Ferber.

Danner, H. (2006): Methoden geisteswissenschaftlicher Pädagogik. Einführung in Her­meneutik, Phänomenologie und Dialektik. 5. Aufl. München: Reinhardt (auch als e-book).

Danner, H. (2015): Von westlicher Arroganz zu interkultureller Bildung. Ein Versuch; in: Vierteljahresschrift für wissenschaftliche Pädagogik, 3/2015, S. 353-374.

Dilthey, W. (1979): Der Aufbau der geschichtlichen Welt in den Geisteswissenschaften. 7. Aufl. Stuttgart/Göttingen: Teubner/Vandenhoeck.

Frank, M. (1979): „Was heißt 'einen Text verstehen'?“; in: U. Nassen (Hg.): Textherme­neutik. Aktualität, Geschichte, Kritik. Paderborn u.a.: Schöningh.

Gadamer, H.-G. (1975): Wahrheit und Methode. Grundzüge einer philosophischen Her­meneutik. 4. Aufl. Tübingen: Mohr/Siebeck.

Gadamer, H.-G. (1993): Wahrheit und Methode. Ergänzungen, Register. Gesammelte Werke, Bd. 2, 2. Aufl. Tübingen: Mohr.

Gadamer, H.-G./Boehm, G. (1976) (Hg): Seminar: Philosophische Hermeneutik. Frankfurt am Main: Suhrkamp.

Geertz, C. (1987): „Dichte Beschreibung. Bemerkungen zu einer deutenden Theorie von Kultur“; in: C. Geertz: Dichte Beschreibung. Beiträge zum Verstehen kultureller Systeme. Frankfurt am Main: Suhrkamp, S. 7-43.

Grondin, J. (1991/³2012): Einführung in die philosophische Hermeneutik. Darmstadt: Wissen­schaftliche Buchgesellschaft (auch als e-book).

Hist. Wb. Philos.:

    Hermeneutik (Gadamer)

    Verstehen (Apel)

    Interpretation (Anton)

Humboldt, W. von (1960): „Theorie der Bildung des Menschen" (Bruchstück 1793/94); in: W. von Humboldt: Werke in fünf Bänden; hg. von A. Flitner und K. Giel; Bd. 1, 2. Aufl. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft.

Joisten, K. (2009): Philosophische Hermeneutik. Berlin: Akademie-Verlag (auch als e-book).

Kant, I. (1966): „Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung?“; in: I. Kant: Werke in sechs Bän­den, hg. von W. Weischedel. Band 6. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchge­sellschaft, S. 53-57.

Ricoeur, P. (1978): „Der Text als Modell: hermeneutisches Verstehen“; in: H.-G. Gada­mer/ G. Boehm (Hg.): Seminar: Die Hermeneutik und die Wissenschaften. Frankfurt am Main: Suhrkamp, S. 83-117.

Schleiermacher, F.D.E. (1977): Hermeneutik und Kritik. Hg. und eingeleitet von Man­fred Frank. Frankfurt am Main: Suhrkamp.

Sundermeier, Th. (1996). Den Fremden verstehen. Eine praktische Hermeneutik. Göt­tingen: Vandenhoeck.

Taylor, Ch. (1978): Interpretation und die Wissenschaften vom Menschen; in: H.-G. Ga­damer/G. Boehm (Hg.): Seminar: Die Hermeneutik und die Wissenschaften. Frank­furt am Main: Suhrkamp, S. 169-226.