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Widerstand gegen das NS-Regime in Geschichte und Bildender Kunst

Hauptseminar 2-stdg. Mittwoch, 14–16 Uhr
Raum: Seminarraum 5
Termine: 13.4. (14–16 Uhr, Seminarraum 5), 20.4. (Exkursion, 12.30–15.00 Uhr), 27.4. (Exkursion, 12.30–15.00 Uhr), 4.5. (14–16 Uhr, Seminarraum 5), 11.5. (Exkursion, 12.30–15.00 Uhr), 18.5.2016 (Exkursion, 12.30–15.00 Uhr), 8.6.2016 (Exkursion, ganztags)
BA: WP/9
Mag: F10, F13

Thematik

Im „Dritten Reich“ war München nicht nur die von den Nationalsozialisten so benannte „Hauptstadt der Bewegung“, sondern auch ein Zentrum des Widerstands. Viele Künstler wandten sich mit ihren Werken gegen das totalitäre Regime.

Der Kampf gegen die Moderne – den Dadaismus, die Künstlergruppen „Der Blaue Reiter“, die „Blauen Vier“ und „Die Brücke“, die Surrealisten und andere Künstler, die gegen die „Staatskunst“ malten, wurde schon seit 1920 eingeleitet, und ab etwa 1927 systematisiert. Dabei spielte der Chefideologe der Nationalsozialisten, Alfred Rosenberg, eine wesentliche Rolle. Er hatte die „Nationalsozialistische Gesellschaft im Kampf für die Deutsche Kultur“ gegründet, die 1928 in den „Kampfbund für Deutsche Kultur“ überging. Rosenbergs ideologische Schrift „Mythus des 20. Jahrhunderts“ erschien 1930. 1934 erhielt Rosenberg das „Amt zur Überwachung der gesamten geistigen und weltanschaulichen Schulung und Erziehung der NSDAP“. Der Moderne, auch dem „Bauhaus“, aus Sicht der Nazis eine „Brutstätte des Kulturbolschewismus“, sagte er den Kampf an. Gezeigt wird auch die Rolle Münchens als NS-„Hauptstadt der Deutschen Kunst“ sowie vor allem die Verfemung und Verfolgung von Künstlern in Ausstellungen zum Thema „Entartete Kunst“.

Das Semesterthema geht aus vom NS-Dokumentationszentrum München, das sich als „Lern- und Erinnerungsort zur Geschichte des Nationalsozialismus“ versteht und auch den Widerstand auf politischer Ebene sowie an Quellen und Literatur zeigt.

Einen Schwerpunkt bilden Besuche in Münchener Museen und im „Museum Fritz Koenig“ in Landshut sowie von künstlerisch gestalteten Gedenkstätten/Memorials. Verfemung von Künstlern und „Widerstand in der Kunst“ gegen das NS-Regime werden mit originalen Bildbeispielen in Museen und Texten aus Künstlertagebüchern belegt. Philosophische und literarische Texte geben zusätzlich Anregungen zur Erschließung von Werken.

Ziele

Im Sommersemester 2016 soll der Frage nach Kunst insbesondere gegen das totalitäre Regime des Nationalsozialismus schon in den „Zwanziger Jahren“ und ab 1933 nachgegangen werden - wie die staatlich verordnete Verfolgung der Kunst durch einen Erlass des Propagandaministeriums in Gang gesetzt wurde und in Ausstellungen über „Entartete Kunst“. Vermittelt werden soll aber auch, wie sich Künstler schon vor 1933 und während der gesamten NS-Zeit gegen die Vereinnahmung durch das totalitäre und ideologische System mit ihren Kunstwerken wehrten. Beispiele von Exponaten in Museen zeigen Intentionen von Künstlern gegen das NS-Regime.

Methode

Die erste Sitzung führt in das Thema ein und gibt Einzelthemen bekannt. Die begleitenden philosophischen Texte, authentische künstlerische Äußerungen und Literatur werden besprochen, in Zielsetzungen der Museumsbesuche und der Exkursion wird eingeführt.

Voraussetzungen

Voraussetzungen sind eine regelmäßige Teilnahme am Seminar, die eigene Vorbereitung und die Übernahme von Kurzbeiträgen zu den verschiedenen Themenbereichen. Eine aktive, dialogische Mitarbeit wird erwartet.

Qualifikation

Voraussetzung für einen Hauptseminarschein sind Kurzbeiträge zu Teilthemen des Seminars in der Hochschule, in den Museen und bei der Exkursion – jeweils mit einem kurzen ‚handout‘ und Angaben von Quellen und Literatur. Alle Vorarbeiten dienen auch der Findung von Themen für die eigene Seminararbeit. Beiträge während des Semesters können in den Hauptseminarschein eingeschlossen werden.

Zielgruppe

Das Hauptseminar wendet sich an Studierende unterschiedlicher fachlicher Voraussetzungen, da Museumsarbeit gerade auf dieser Basis besonders interessant wird. Der interdisziplinäre und interkulturelle Ansatz spielt eine wichtige Rolle. Sehr bewährt hat sich schon bisher die Gestaltung des Seminars mit Studierenden verschiedener Altersgruppen.

Literatur

• Ackermann, Marion (Hg.): Drei. Das Triptychon in der Moderne. (Kunstmuseum Stuttgart 7. Februar bis 14. Juni 2009). Hatje Cantz Verlag Ostfildern/Stuttgart 2009.

• Gallwitz, Klaus (Hg.): Städtische Galerie im Städelschen Kunstinstitut Frankfurt am Main (16. April bis 21. Juni 1981): Max Beckmann. Die Triptychen im Städel. Frankfurt am Main 1981.

• Göpel, Eberhard (Hg.): Max Beckmann Tagebücher 1940-1950. Zusammengestellt von Mathilde Q. Beckmann. Mit einem Vorwort von Friedhelm W. Fischer. Langen Müller. München/Wien 1979.

• Griesebach, Lothar: Ernst Ludwig Kirchners Davoser Tagebuch. Eine Darstellung des Malers und eine Sammlung seiner Schriften (Neuausgabe). Verlag Gerd Hatje. Wichtrach/Bern und Ostfildern bei Stuttgart 1997.

• Grundig, Hans: Zwischen Karneval und Aschermittwoch. Erinnerungen eines Malers. Dietz Verlag Berlin 1962.

• Grundig, Lea: Über Hans Grundig und die Kunst des Bildermachens. Volk und Wissen. Volkseigener Verlag Berlin 1978.

• Grundig, Lea: Gesichte und Geschichte. Dietz Verlag Berlin 1958. 10. Auflage 1984.

• Haftmann, Werner: Verfemte Kunst. Bildende Künstler der inneren und äußeren Emigration in der Zeit des Nationalsozialismus. Hg. von Berthold Roland. Geleitwort von Bundeskanzler Helmut Kohl. Köln 1986.

• Nerdinger, Winfried u.a. (Hg. für das NS-Dokumentationszentrum München): NS-Dokumentationszentrum München. Lern- und Erinnerungsort zur Geschichte des Nationalsozialismus. München 2015.

• Schuster, Klaus Peter u.a. (Hg.): Dokumentation zum nationalsozialistischen Bildersturm am Bestand der Staatsgalerie moderner Kunst. München 1987.

• Siefken, Hinrich/Vieregg, Hildegard (Eds.): Resistance to National Socialism: Kunst und Widerstand. Forschungsergebnisse und Erfahrungsberichte. Third Nottingham Symposium. München 1995.

• Weischedel, Wilhelm: Die Tiefe im Antlitz der Welt. Entwurf einer Metaphysik der Kunst. Philosophie und Geschichte 73/74. Tübingen 1952.