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Brauchen wir den personalen Gott? Theologische und philosophische Revisionen des klassischen und des personalen Theismus auf dem Prüfstand

Hauptseminar 2-stdg. Freitag, 16 Uhr (Zeit geändert!) bis Samstag, 16 Uhr
Raum: Das Seminar findet im Schloss Fürstenried statt.
Termine: Mittwoch, 19.10.2016 (12 Uhr, Vorbesprechung, Seminarraum 5), 4./5.11.2016 und 20./21.1.2017

BA: III/2
MAkons: III (RV)
MA-Ethik: V
MA-IB: V

Prof. Dr. Dr. Thomas Marschler und Prof. Dr. Thomas Schärtl-Trendel

Um verbindliche Anmeldung bis zum 17.10.2016 wird unter johannes.stoffers@hfph.de gebeten.

Thematik

Die Rede von einem personalen Gott gehört in den abrahamitischen Religionen zum Grundbestand der Theologie und des Glaubens. Gleichzeitig zieht diese Rede und die damit verbundenen realistischen Vorstellungen immer wieder philosophische und theologische Kritik auf sich: Ist das Konzept eines personalen Gottes nicht permanent der Anthropomorphismusgefahr ausgeliefert? Sind wir nicht auf interventionistische Auffassungen härterer oder weicherer Fassung festgelegt, wenn wir uns Gott als personalen Akteur vorstellen? Verschärft sich das Theodizeeproblem nicht in einer unüberblickbaren Weise, wenn wir uns Gott als ein mit Wünschen, Bewusstseinssequenzen und Aktionsmöglichkeiten ausgestattetes Super-Individuum denken? Ja, verändert demgegenüber ein trinitarisches Gotteskonzept nicht notwendigerweise die Rede von einem personalen Gott? Und gibt es nicht aus der Metaphysik stammende Gotteskonzepte – Gott als allumfassende Wirklichkeit, als Sinnhorizont des Seins, als überfließende Fülle des Guten, als einfache und ewige Substanz –, die die Zuschreibung personaler Attribute unterbinden und andere Zugänge zum Gottesbegriff ins Blickfeld rücken?

Das Seminar geht diesen und ähnlichen Fragen nach und behandelt die Legitimität, aber auch die Grenzen des personalen Gotteskonzepts in Auseinandersetzung mit un- oder überpersonalen Gottesbegriffen. Zur Sprache kommen sollen dabei idealistische (Fichte) panentheistische (z.B. Clayton) und prozesstheistische (z.B. Griffin) Alternativen zum klassischen Theismus sowie einige exemplarische Non-Standard-Theismen (z.B. Leslie, Nagasawa). Darüber hinaus werden auch genuin theologische Alternativen zum personalen Gott vorgestellt (z.B. P. Tillich, G.D. Kaufman) und die realistischen Ansprüche des personalen Gottesbegriffs evaluiert.

Ziele

Das Seminar soll anhand des gewählten Themas eine zentrale Fragestellung der philosophischen Gotteslehre beleuchten und, da interdisziplinär angelegt, zum Gespräch der Philosophie mit der dogmatischen bzw. systematischen Theologie anregen.

Methode

Das Seminar findet als Blockveranstaltung im Tagungs- und Exerzitienhaus Schloss Fürstenried bei München am 4./5. November 2016 und am 20./21. Januar 2017 statt.

Es beginnt jeweils am Freitagnachmittag um 16:00 Uhr (Zeit geändert!) und schließt samstags um 16:00 Uhr ab.

Die Münchner Studierenden sind als Tagesgäste angemeldet, während für die Teilnehmer aus Augsburg und Regensburg eine Übernachtungsmöglichkeit besteht.

Das Seminar ist ein Teil des an der Hochschule für Philosophie, München, und den Universitäten von Regensburg und Augsburg angesiedelten Analytic-Theology-Projekts: 'Analytic Theology and the Nature of God'. Die Tagungskosten für die Studierenden werden daher aus Drittmitteln finanziert.

Jedem Sitzungsblock liegen ausgewählte Textabschnitte zugrunde, die alle Teilnehmer vorbereitet haben. Unter Umständen führt ein Kurzreferat in die jeweilige Thematik ein, bevor sie gemeinsam erarbeitet und in der Diskussion vertieft wird.

Voraussetzungen

Kenntnisse der lateinischen Sprache sind für manche Texte durchaus hilfreich, vermutlich aber nicht zwingend erforderlich. Ein Teil der Textgrundlage ist auf englisch verfasst, während andere Texte in deutscher Sprache vorliegen.

Qualifikation

Für den Erwerb eines Hauptseminarscheins ist, neben der Teilnahme an beiden Sitzungsblöcken und an der Vorbesprechung, die Übernahme eines Kurzreferats mit einem Handout sowie die Anfertigung einer Seminararbeit erforderlich.

Literatur

Die Primärtexte, die während der Seminarsitzungen bearbeitet werden, stellt der Dozent rechtzeitig als Datei zur Verfügung.

Eine Idee dessen, was unter anderem zu erwarten, bietet aber die folgende Liste:

• Brümmer, Vincent: Speaking of a Personal God: An Essay in Philosophical Theology. Cambridge 1992.

• Buckareff, Andrei; Nagasawa, Yujin: Alternative Concepts of God. Essays on the Metaphysics of the Divine. Oxford 2016.

• Clayton, Philip; Peacocke, Arthur (Eds.): In Whom We Live and Move and Have Our Being. Panentheistic Reflections on God’s Presence in a Scientific World. Grand Rapids 2004.

• Clayton, Philip: “The Case for Christian Panentheism”, in: Dialog: A Journal of Theology 37 (1998), 201-208.

• Clayton, Philip: “The Panentheistic Turn in Christian Theology”, in: Dialog: A Journal of Theology 38 (1999), 289-293.

• Cobb, John; Griffin, David R.: Process Theology. An Introductory Exposition. Philadelphia 1976.

• Cooper, J.W.: Panentheism. The Other God of the Philosophers. Nottingham 2007.

• Fichte, Johann Gottlieb: Appellation an das Publikum (1799), in: Gesamtausgabe der Bayerischen Akademie der Wissenschaften/Reinhard Lauth u.a. (Hrsg.). Band I/5. Stuttgart-Bad Cannstatt 1977, 375-453.

• Fichte, Johann Gottlieb: Ueber den Grund unsres Glaubens an eine moralische Weltregierung (1798), in: Gesamtausgabe der Bayerischen Akademie der Wissenschaften/Reinhard Lauth u.a. (Hrsg.). Band I/5. Stuttgart-Bad Cannstatt, 319-357.

• Kaufman, Gordon: God the Problem. Cambridge 1972.

• Leslie, John: Infinite Minds. A Philosophical Cosmology. Oxford 2001.

• McDaniel, Jay: The Handbook of Process Theology. St. Louis 2006.

• Schärtl, Thomas; Tapp, Christian; Wegener, Veronika (Eds.): Rethinking the Concept of a Personal God. Classical Theism, Personal Theism, and Alternative Concepts of God. Münster 2016.

• Scheffczyk, Leo: Gottloser Gottesglaube? Die Grenzen des Nichttheismus und ihre Überwindung. Regensburg 1974.

• Sprigge, Timothy: The God of Metaphysics. Oxford 2003.

• Tillich, Paul: Systematische Theologie, Bd. 1. Stuttgart 1983.