Offener Brief an Ministerpräsident Söder zu „Kennzeichen christlicher und sozialer Politik“ veröffentlicht

Einen Monat nach der Verordnung zum Anbringen von Kreuzen in den Gebäuden bayerischer Behörden senden mehr als einhundert Personen aus den Bereichen Kirche, Wirtschaft, Kultur, Wissenschaft und Soziales einen offenen Brief an den bayerischen Ministerpräsidenten. Zu den Unterzeichnenden gehören auch Mitglieder des ZGF.

Einen Monat nach der Verordnung zum Anbringen von Kreuzen in den Gebäuden bayerischer Behörden senden mehr als einhundert Personen aus den Bereichen Kirche, Wirtschaft, Kultur, Wissenschaft und Soziales einen offenen Brief an den bayerischen Ministerpräsidenten. Die Initiatoren sind Dr. Beatrice von Weizsäcker, P. Dr. Jörg Alt SJ und Pfarrer Burkhard Hose. Zu den Unterzeichnenden gehören auch Mitglieder des ZGF.

Der offene Brief wehrt sich gegen eine verkürzende Symbolpolitik auf der Basis von religiösen oder kulturellen Symbolen und setzt sich dafür ein, dass Politik auch in der tagtäglichen Praxis Verantwortung für ein solidarisches Handeln mit denen übernimmt, die in einer zunehmend globalisierten Welt Abwertung und Ausgrenzung erfahren. Er fordert dies konkret in ausgewählten Politikfeldern wie Migration, Integration und Armutsbekämpfung ein.

Der offene Brief und weiteres Hintergrundmaterial können auf einer eigenen Webseite und auf Facebook eingesehen werden Eine Unterzeichnung ist hier weiterhin möglich.

Als Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen, die sich in ihren Projekten mit Fragen der Diskussions- und Teilhabekultur beschäftigen, sehen wir, dass eine am Gemeinwohl orientierte Politik die Aufgabe hat, eine Gemeinschaft im Hinblick auf mögliche Lösungen zusammenzuführen und nicht zu spalten oder die Menschen gegeneinander auszuspielen, auch in der harten politischen Auseinandersetzung. Der Einsatz von Symbolen birgt hohe Risiken, wo diese als trennend, ausgrenzend oder instrumentalisierend wahrgenommen werden können. Hier hat staatliches Handeln nochmal eine besondere Verantwortung.

Teilhabe bedeutet auch, dass wir uns in einer pluralen Gesellschaft kontinuierlich der Diskussion stellen, wie wir in unserer Vielfalt zusammenleben wollen, was grundlegende Werte wie die grundgesetzlich verankerte Würde des Menschen für uns bedeuten und welche bleibenden Unterschiede wir respektieren wollen. Zu einem solchen gesellschaftlichen Diskurs gehört zweierlei: Er kann nicht ohne eine von Anfang an zum Ausdruck gebrachte Offenheit gelingen, die den anderen ernst nimmt. Und er muß gerade die Menschen konsequent einbeziehen, deren Stimme normalerweise nicht berücksichtigt wird, weil sie nur Objekte unserer Auseinandersetzungen sind.

Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des ZGF setzen sich in ihren Projekten und Forschungsvorhaben dafür ein, dass in den Bereichen Umwelt, Migration und in anderen interkulturellen Kontexten möglichst viele Wege gefunden werden, die zu einem solchen gesellschaftlichen Diskurs beitragen.