Inhalt - Sanz del Rio

Enrique Menéndez Ureña, José Luis Fernández Fernández, Johannes Seidel: El 'Ideal de la Humanidad' de Sanz del Río y su original alemán:textos comparados con una introducción. Segunda edición, revisada. Madrid: UPCO, 1997. LX, 237 S.

Das Ideal de la Humanidad ist das bei weitem einflußreichste Werk Sanz del Ríos; es gilt als das grundlegende Werk des spanischen Krausismo.

1843/44 hatte sich Julián Sanz del Río (1814-1869) in Heidelberg aufgehalten. Nach Spanien zurückgekehrt, begann er, dort die Ideen des deutschen Philosophen Karl Christian Friedrich Krause (1781-1832) zu verbreiten. 1860 veröffentlichte er das Ideal de la Humanidad para la vida. In dessen Vorwort präsentiert Sanz del Río das Buch als freie Bearbeitung von Krauses Urbild der Menschheit (1811): Das Ideal de la Humanidad sei eine Art Zusammenfassung, zugleich und vor allem aber eine eigenständige Adaptation von Krauses Urbild an die spanischen Verhältnisse und Bedürfnisse, an die spanische Denkungsart. Das Ideal de la Humanidad sei eine Übertragung in dem Sinne, daß er, ausgehend von Krauses Urbild, dessen Ideen komprimiert, neu geordnet und der spanischen Mentalität entsprechend spezifisch umgestaltet habe.
Infolge dieser Darstellung war man bis in jüngste Zeit der Auffassung, das Ideal de la Humanidad sei ein so gut wie eigenständiges Werk Sanz del Ríos und der darauf gründende spanische Krausismo eine spezifische, vom deutschen Krauseanismus weitgehend unabhängige Geistesströmung - weswegen für die spanische Krausologie die Beschäftigung mit Krause selbst praktisch kein Thema war - bis 1987.

1987 machte Enrique M. Ureña die Entdeckung, daß das Ideal de la Humanidad nichts anderes ist als die direkte Übersetzung zweier Abhandlungen, die Krause im Jahre 1811 in dem von ihm herausgegebenen Tagblatt des Menschheitlebens veröffentlicht hatte: einer kurzen und einer längeren, unabgeschlossenen - unabgeschlossen deshalb, weil die Zeitschrift wegen Geldmangels eingestellt wurde. Beide Texte behandeln dasselbe Thema wie das Urbild der Menschheit, nur erheblich kürzer und anders strukturiert.
1988 gab Ureña seine Entdeckung bekannt (in: Pensamiento 44 [1988], 25-47).
1992 folgte unter Mitwirkung von Johannes Seidel und José Luis Fernández Fernández die Veröffentlichung von El ''Ideal de la Humanidad' de Sanz del Río y su original alemán. Textos comparados con una introducción.

In der Einleitung dieses Buches legt Ureña detailliert die Hintergründe und den Entstehungskontext von Sanz del Ríos Ideal de la Humanidad dar. Den Hauptteil des Buches bildet eine dreispaltige Synopse der Texte aus dem Tagblatt und Sanz del Ríos Ideal de la Humanidad: Die erste Spalte - von Seidel bearbeitet - repräsentiert die deutschen Originaltexte aus dem Jahre 1811; die zweite Spalte ein bis dato unveröffentlichtes Manuskript Sanz del Ríos aus dem Jahre 1851, das Ureña als die spanische Erstübersetzung der Tagblatt-Texte identifizierte; und die dritte Spalte den von 1860 veröffentlichten spanischen Text.
Die zweite Auflage wurde dazu genutzt, geringfügige Fehler zu korrigieren und auf einige neuere Forschungsergebnisse hinzuweisen.

Schon jetzt werten spanische Historiker die Aufdeckung des Wissenschaftsbetrugs Sanz del Ríos als Epochenwechsel in der Historiographie des Krausismo.